by woerteralbum
(Trauerspiel ohne Überlebende)
Es liegen auf dem Bunten Teller
ein Kipferl und ein Weihnachtsmann.
Um sie herum wird immer schneller
der Teller leer: Bald sind sie dran!
"Nun stippt man dich bald in Punsch,
hast du einen letzten Wunsch?",
fragt der Schoko-Weihnachtsmann,
ängstigt sehr den kleinen Keks.
"Bist du erst", sagt er sodann,
"in den Magen unterwegs,
ist das Schlimmste überstanden
und du selber fein zermahlen,
eingespeichelt und zu Schanden,
leidest keine weit'ren Qualen."
Das Vanillekipferl spricht:
"Ich fürchte vor dem Tod mich nicht,
wenn es aufgeht in den Mund,
durch der Zähne Höllenmühle
und hinunter in den Schlund!"
Doch es wird zu Recht ihm schwüle.
Eins, zwei, drei ist es vernascht.
Der Weihnachtsmann liegt lang noch da,
was ihn selber überrascht,
weit hinein ins neue Jahr!
Eingewickelt in Stanniol,
unangebissen, innen hohl,
lebt er gut und lebt er lang.
Der Bunte Teller ist längst weg,
doch er steht Wochen auf dem Schrank,
dient keinem besond'ren Zweck.
Ihm ist's recht.
Dann wird er schlecht,
und die Würmer holen ihn.
Zu Ostern ist er schließlich hin.
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