by woerteralbum
"Heimat", sagst du. Wo ist das?
Ist's, wo Mutter dich gebar?
Wo man einfach lange war?
Und dein Name noch gut klingt,
man in deiner Sprache singt?
Du kehrst zurück, erwartest was.
Und alle Straßen sind vertraut,
doch leider auch total verbaut.
Den alten Bäcker gibt's nicht mehr.
Kuchenkrümel - lange her.
Der Kiosk mit den Groschenheften
und was man kannte an Geschäften -
eingeebnet, runderneuert,
durchgestylt und stark verteuert.
Hier hast du Taschengeld gezählt,
Brausepulver dann gewählt.
Und später kam der erste Kuss -
weil das nun mal so kommen muss.
Das war da hinten, sie stand steif.
Im Haar, da trug sie einen Reif.
Und gleich danach die Zigarette,
die man heut' gern gelassen hätte.
Es ist dort nur, wo wir mal freiten,
ein ödes Band von aufgereihten
Mülltonnen und Abstellraum.
Doch wir, wir standen unter einem Baum.
Ich seh' ihn noch, ich seh' auch sie.
Später trafen wir uns nie.
Ich schaue auf die alte Stelle,
wo wir uns küssten auf die Schnelle.
Sie ist so gar nichts, diese Freistatt.
Macht nicht viel her, ist dennoch Heimat.