by woerteralbum
Der Schatzmeister zieht streng
seinen Gesellen an den Ohren.
"Noch gestern", sagt er dann,
und sein Blick wird bohrend,
"War vom Schatze mehr wohl da -
ist das nicht etwas sonderbar?"
Für den Gesellen wird es eng.
Und er ruft in seiner Not:
"Ich rein gar nichts dafür kann! -
Oh Herr, und schlagt Ihr mich halb tot:
Kein Silberstückchen nahm ich mir,
ich schwör's, so wahr ich stehe hier!"
"Und stehst du nicht?",
fragt sein Meister voller Tücke.
"Wart'! Ich heb' geschwind dich an,
dabei auf deine Gurgel drücke!"
Und so geschieht's. Der Meister stemmt
in die Höh' das halbe Hemd,
diesen räuberischen Wicht,
dem gar viele Silberstücke
aus den Taschen roll'n sodann.
Vom Gesell'n, zu dessen Glücke,
lässt der Meister sogleich ab,
bückt sich, sammelt, rechnet, sagt:
"So! Das stimmt!
Scher' dich schnell fort,
bevor ich mich besinne, Mann!
Der Kerker wär' der rechte Ort
für 'nen Halunken so wie dich!"
Der Gesell flugs tummelt sich.
Der Meister nimmt
sich vor, streicht ein die Beute:
"Morgen zeig' ich ihn doch an,
obwohl er sicher sich wähnt heute!
Dem nächsten wird's genauso geh'n -
sie können halt nicht widersteh'n."
Gut, dass dieser Meister wacht,
da die Gesellen so unehrlich!
Nun macht er sich schnell daran,
da er seit Langem so schon nährt sich,
zu stecken jedes Silberstück
in seinen Beutel, statt zurück
in den Schatz. Und über Nacht
ist der kleiner und er reicher -
so geht das mehr als dann und wann.
Denn seit Jahren schon erschleicht er
Geld auf Kosten von Satrapen -
den nächsten wird er bald ertappen.
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elja (Dienstag, 18 Februar 2014 15:12)
Rally nice and funny!