Do
09
Mai
2019
by woerteralbum
"Heimat", sagst du. Wo ist das?
Ist's, wo Mutter dich gebar?
Wo man einfach lange war?
Und dein Name noch gut klingt,
man in deiner Sprache singt?
Du kehrst zurück, erwartest was.
Und alle Straßen sind vertraut,
doch leider auch total verbaut.
Den alten Bäcker gibt's nicht mehr.
Kuchenkrümel - lange her.
Der Kiosk mit den Groschenheften
und was man kannte an Geschäften -
eingeebnet, runderneuert,
durchgestylt und stark verteuert.
Hier hast du Taschengeld gezählt,
Brausepulver dann gewählt.
Und später kam der erste Kuss -
weil das nun mal so kommen muss.
Das war da hinten, sie stand steif.
Im Haar, da trug sie einen Reif.
Und gleich danach die Zigarette,
die man heut' gern gelassen hätte.
Es ist dort nur, wo wir mal freiten,
ein ödes Band von aufgereihten
Mülltonnen und Abstellraum.
Doch wir, wir standen unter einem Baum.
Ich seh' ihn noch, ich seh' auch sie.
Später trafen wir uns nie.
Ich schaue auf die alte Stelle,
wo wir uns küssten auf die Schnelle.
Sie ist so gar nichts, diese Freistatt.
Macht nicht viel her, ist dennoch Heimat.
Mi
17
Okt
2018
by woerteralbum
Ein rechter Hund - zumal wenn deutsch -
ist sitt- und folgsam, geht bei Fuß.
Er macht nur, wenn gewünscht, Geräusch:
schlägt an. Wedelt sonst stumm zum Gruß.
Kläfft niemals; kackt nicht, sondern "löst" sich.
Sein Halter klaubt die Losung auf.
Ein Hund, der döst gern, doch bewacht dich.
Er hört auf "Sitz!" und "Platz!" und "Lauf!".
Und er schleckt dir oft die Hand,
sei er ein Mastiff, Dackel, Pudel;
ist mit den Wölfen ja verwandt,
weiß drum, wer der Chef im Rudel.
Ein Hund ist Zeitvertreib und nützlich,
ein bester Freund, so treu wie stet.
Er liebt und ehrt und auch beschützt dich,
durch Dick und Dünn er mit dir geht.
Als Gebrauchshund Stab der Blinden,
Retter aus Lawinennot,
kann er Bebenopfer finden,
erschnüffelt im Gepäck das Dope.
Dem Waidmann und auch dessen Frau
apportiert er Beute hurtig,
stellt Fuchs und Dachs in ihrem Bau -
unerschrocken, todesmutig.
Kannst auf ihn setzen, sogar Geld!
Nicht nur zieht durch Schnee er Lasten,
sondern auch als Windhund schnellt
zum Leistungssport er aus dem Kasten.
Er mag dich so. Du bist die Sonne,
um die er kreist und springt und tollt.
Er lässt sich kraulen voller Wonne
und hat dich immer schon gewollt.
Will von dir lernen, dich pläsieren;
ist weder Sklave noch Helot.
Er ist gewiss von allen Tieren
das folgsamste, doch nicht devot!
Stöberprüfung macht er mit,
die Aufgabe, sie ist ein Spiel.
Und ja, er folgt auf Schritt und Tritt.
Verlange aber nicht zu viel.
Richte ihn nicht ab und hin.
Sei nicht zu streng und nicht zu mild.
Gib ihm seinen Platz und Sinn.
Und manchmal lass das Haustier wild.
Gestatte niemals ihm dein Bett.
Füttere ihn gut, nicht fett.
Und wenn dann seine Zeit gekommen,
dann hast du ihn dir selbst genommen.
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Sa
01
Sep
2018
by woerteralbum
Sieben Burgen
Die Erste Burg: früher Versuch.
Man wob statt Leinen- Leichentuch.
Die Zweite Burg: Man fasste Fuß,
erkannte sich am deutschen Gruß.
Der wurde später neu erfunden.
Das waren dann die dunklen Stunden.
Die Dritte Burg: Man hat Verkehr.
Untereinander, bittesehr.
Auch mit dem Orient, wenn nütze;
vor dem der Herrgott uns sonst schütze.
Die Vierte Burg: Der Türke kommt!
Zur Wehrkirche, wer kämpft und frommt!
Auf die wilden, fremden Scharen
rollt Felsblöcke, sonst Janitscharen
der Bruder, Sohn und alle werden,
die sich jetzt nicht verbissen wehren!
Die Fünfte Burg: Es ist erreicht.
Man hat sein Auskommen vielleicht.
Jenseits der Wälder: Wallachei.
Am Ortsrand: Zigan, vogelfrei.
In den Bergen Schafe, Hirten,
die mit Palukkas dich bewirten,
dabei reden viel vom Vlad.
Man weiß, wie der gewütet hat.
Wo so viele Stämme wohnten
und so viele Herrscher thronten,
rauscht das Wasser wild und klar.
Spült hinunter, was mal war:
viele Fluchten
durch die Schluchten.
Die Sechste Burg heißt k. und k.,
Palatschinken, hussassa!
Nach Anschluss völkisches Hurra.
Dann dreht sich was, wird Golgatha.
Erst will der Russe seine Rate.
Den Rest nimmt die Securitate.
Die Siebte Burg, sie ist verwaist,
altes Erbe längst vergreist.
Neues Geld kommt in das Land.
Wem es nützt, bleibt unbekannt;
Hauptsache, es kommt nur her!
Im Wald herrscht immer noch der Bär.
Vorm Penny-Markt betteln Zigeuner,
treten nach 'nem Hundestreuner.
Den rächt der Wolf, wenn's ihm gefällt,
weshalb man ihm noch Fallen stellt.
Die sind verboten, steht geschrieben.
Wen kümmert es? Durchs Dorf getrieben,
halten Schafe, Büffel auf
jedweden Verkehrsverlauf.
Sie stehen wie die Zeit ganz still,
auch wenn ihr Hirte es nicht will.
Schalte zurück für Mensch und Vieh
und zähme deinen SUV.
Fahr langsam in die Stadt hinein.
Es sagt dir Jemand, sie sei Sein.
Du glaubst es, doch scheint dir gering,
dass anders heißt Klein/Großer Ring.
"Gestohlen" sei die Stadt, sagt Sie.
Du schweigst, denn so sahst du es nie.
Sie mag verwirrt sein vom Verkehr -,
den gab es damals ja nicht (mehr).
Sie dennoch jeden Durchschlupf kennt,
alles beim deutschen Namen nennt:
Vanillegasse, Lügenbrücke.
Doch heute klafft da manche Lücke.
Gen Dicken Turm der Schulweg ging,
dann quer über den Großen Ring.
Kastanien säumten einst den Pfad.
Es steht noch eine akkurat.
Die Stadt, sie heißt wie immer noch,
nur eben auf dem Ortsschild doch
Hermannstadt
an zweiter Statt.
In Sibiu liegt manches brach.
Das tut sehr weh, gibt man dem nach.
All dies ist nur Vergangenheit.
Man weiß das, denn man ist gescheit.
Und muss doch denken, wie es wär'
mit alledem, was ist nicht mehr.
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Mi
20
Jun
2018
by woerteralbum
Mit Geburtsort Bielefeld
hat man‘s schwer in dieser Welt.
Wo man hinkommt, heißt es nur:
Von dieser Stadt gibt‘s keine Spur.
Teures, schönes Bielefeld!
Für ein Phantom dich jeder hält.
Doch kann das keinesfalls ja stimmen,
denn ich kann mich recht gut entsinnen
an Kindheitsglück in Bielefeld,
wo mir die Wiege hingestellt.
Soll ein Hirngespinst das sein?
Schöner, aber eitler Schein?
Mit dir, oh liebes Bielefeld,
mein ganzes Leben steht und fällt.
Bist du nur Trug, bin ich es auch.
Ich fühle aber tief im Bauch:
Du existierst, mein Bielefeld!
Ich leugne deiner für kein Geld
und klage an voller Verstörung
die üble Bielefeld-Verschwörung.
Doch gestern twitterte der Trump,
du seist ihm gänzlich unbekannt.
Das war's dann wohl, mein Bielefeld.
Dein, mein Urteil ist gefällt.
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So
10
Jun
2018
by woerteralbum
Im Ballhaus ist heut Totentanz.
Morbide ist die Diskrepanz
zwischen Verfall und Mummenschanz;
was man hier sieht, glaubt man nicht ganz:
Graf Dracu hat sich festgesaugt
an einer bleichen Teufelsbraut,
die ist schon ziemlich ausgelaugt
und gibt von sich keinen Laut.
Jekyll tanzt zum Zeitvertreib
nur mit sich selbst und nennt sich Hyde.
Ein Geist, der sich einst selbst entleibt,
fortwährend nach mehr Weingeist schreit.
Es dreht der alte Frankenstein
dem Monster noch 'ne Schraube rein.
Das Monster fühlt sich so allein,
denn es fängt sich nur Körbe ein.
Elvira, Mistress of the Dark,
hat ihm schon dreimal abgesagt,
als es zum Tanze sie gefragt.
Die Ablehnung am Monster nagt.
Zwei Zombies, im Gesicht voll Ruß,
tanzen zärtlich Klammerblues -
zu eng, denn als sie ausgeschmust,
sind ihre Nasen nur noch Mus.
Ein Wiedergänger ist verwirrt,
hat in der Drehtür sich verirrt.
Am Eingang hat fest angeschirrt
den Rausschmeißer der Ballhauswirt:
Der ist ein echter Höllenhund,
ihm steckt ein Menschenbein im Schlund.
Das hat beruflich seinen Grund,
denn g'rade erst vor einer Stund'
musste er den Eintritt wehren
frechen, hippen Menschen-Gören,
die dachten, dass sie furchtlos wären,
doch nicht zum Gästekreis gehören.
So feiert man und tut sich gut.
Es trägt stark bei zum Übermut,
dass durch den Saal nun sickert Blut.
Nur das Monster bebt vor Wut,
voll Ingrimm auf den Meister schaut,
denn der versprach ihm eine Braut.
Frankenstein sie ihm schnell baut,
als unheilvoll der Morgen graut.
Zombie-Abfall ist noch da;
vergilbt aus Alexandria
Mumienreste, so lala.
Daraus entsteht ein Cha-Cha-Cha
mit dem Monster, dem die Braut,
aus Einzelteilen aufgeklaubt,
nunmehr alle Sinne raubt,
dabei etwas ranzt und staubt.
Eng sie sich ans Monster schmiegt,
sich in seinen Armen wiegt.
Doch die Zeit, sie nun versiegt,
man hat sich allzu lang vergnügt.
Die Geisterstunde ist zu Ende,
man reicht sich Klauen, Pfoten, Hände.
Graf Dracu trägt den Sarg nach Haus',
der ganze Spuk ist beinah' aus.
Noch mit dem Monster sinniglich
die Braut wollüstig windet sich.
Sie will es hier, sie will es jetzt.
Das Monster hat sich arg verschätzt.
In sein Glück bricht Diskrepanz,
so schön auch war der Liebestanz:
Frankenstein vergaß glatt ganz,
es auszustatten mit 'nem...
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Sa
02
Jun
2018
by woerteralbum
Im Felde wütet wild der Webel,
sein Beutetier ist der Rekrut.
Der Webel rasselt mit dem Säbel
und ist ein arger Tunichtgut.
Lässt strammsteh'n, folgsam exerzieren,
mustert streng die Uniform.
Und willst du mal nicht mehr marschieren,
beginnt der ganze Drill von vorn.
Der Feld-Webel fühlt sich gern groß,
drum macht er dich mit Vorsatz klein.
Trägt er den Namen Himmelstoß,
behandelt er dich höchst gemein.
So mag den Webel niemand leiden,
dieweil er so viel schleift und schreit.
Er ist nicht nur im Feld zu meiden,
stört selbst im Wasser zur Unzeit.
Im Strandbad Wannsee, der Baracke,
haut er auch gerne auf die Kacke.
Zerstört zu Boot zum Badeschluss
den Strandbadgästen den Genuss.
Hörst du ihn? Dort bellt er schon
Kommandos durch sein Megaphon:
"Jetz ma alle raus rasant
un anjezogen uffm Strand!
Wir wollten euch hier eh nich haben,
und nu is endlich Feiaaben'!"
Und folgst du nicht, steuert im Nu
er sein Schlachtboot auf dich zu.
Nimm dich in acht und troll dich fein!
Sonst wird dein Untergang er sein!
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So
27
Mai
2018
by woerteralbum
"Feig und aus dem Hinterhalt
des Jägersmannes Büchse knallt.
Auf dem Hochsitz gut verborgen,
lässt es sich gar trefflich morden."
So schrieb ich jüngst in meinem Blog,
dachte mir nicht viel dabei,
doch versetzte einen Schock
den Anhängern der Jägerei.
Seitdem bin ich vogelfrei.
Sie schleichen um mein Heim herum,
nehmen meine Worte krumm
und sind bewaffnet wie ein Heer.
Ich trau mich aus dem Haus nicht mehr.
Das ist ein Pirschen, Spannen, Lauern,
ein Messerwetzen voller Gier!
Mag ich die Verse auch bedauern -
sie haben mich jetzt im Visier,
so wie manches arme Tier.
Blutdürstig und schlecht gelaunt
spammen sie meinen Account
mit Emails voller Hass und Tücke,
die erschaudernd ich wegdrücke.
Mein Kopf sitzt wacklig auf dem Hals,
niemals wird mir je verzieh'n
und meiner Sippe ebenfalls,
schreibt ein Waidmann aus Benthin.
Der hat über dem Kamin
noch Platz für 'ne Trophäe;
er hätt' mich gern in seiner Nähe.
Und häng' ich noch so sehr am Leben:
Ich bin zum Abschuss freigegeben.
Das ist natürlich Jagdlatein.
Doch lass' ich lieber niemand rein.
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Di
22
Mai
2018
by woerteralbum
Der Eintritt ins Schlaraffenland
führt durch einen Zuckerberg.
Über den ist wohlbekannt,
dass, wenn täglich er geleckt,
gar manches an ihm kleben bleibt.
So weiß der Berg schon allerhand
und mehr - es ist wie Zauberwerk,
als walte eine mächt'ge Hand!
Nichts und niemand bleibt versteckt,
alle es zum Berg hin treibt.
Der Berg, er spricht: "Euch ist geraten
zu offenbaren eure Daten!"
Für die verspricht er seinen Schutz.
Doch feilt er sie aus Eigennutz
ohne jegliche Erklärung
zum Zwecke der Profitvermehrung.
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So
29
Apr
2018
by woerteralbum
Nur ein Mal nannte ich dich Liebling,
bevor ich wie ein Dieb ging.
Du schliefst matt, und es war Drei.
Stahl mich davon im Mondenschein,
nahm nur an mich, was war mein.
Dein Herz war sicher nicht dabei.
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Di
24
Apr
2018
by
woerteralbum
Du mein Fels, ich deine Welle.
Tose, schäume, breche mich,
Immer an derselben Stelle.
Wäre gar nichts ohne dich,
Mit kleinem Kamm am Strand verläppert.
Doch an dir wachs' ich empor,
Gischte, brause, dass es scheppert,
Und betäube jedes Ohr.
Dann ist Ruh', nur kurze Zeit.
Ich roll' zurück, mach mich bereit
Für die nächste kühne Landung -
Du mein Fels, ich deine Brandung.
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So
25
Mär
2018
by woerteralbum
In so mancher alten Ehe
wird Beschwernis oft die Nähe
zu dem lang geliebten Gatten.
Man hört das Ticken einer Uhr;
fragt sich: Wohin gingen nur
die schönen Zeiten, die wir hatten?
Also fasst man den Beschluss,
dass sich etwas ändern muss.
Ein wenig Abstand wär vonnöten,
wofür Reisen sich anböten.
Diesmal nicht ins Ferienhaus,
jeder sucht sich selbst was aus!
Das kann man sich schon mal gestatten.
Es plagt auch manches Zipperlein,
man hat Angst vorm Pflegeheim,
will nicht allzu früh ermatten.
Sich an Heilquellen erlaben,
promenier'n in Baden-Baden,
Physio und Fasten,
Geist und Körper mal entlasten:
Dazu rät der Arzt seit Langem,
um Gesundheit zu erlangen.
Und so geht der Plan vonstatten:
Wer jahrelang zusammen fuhr,
geht nun mal getrennt auf Kur.
Plötzlich nähert sich ein Schatten,
mitten in dem Sonnenschein,
den man genoss im Park allein,
unterm Ahorn auf der Bank.
Man gibt nach und fühlt sich krank,
kränker, als man vorher schien.
Weiß ja nicht: würde verzieh'n?
Kommt nach Haus', hält erst den Mund.
Genießt fortan jede Stund'
in der Sonne mit dem Gatten,
hält seine Hand und meidet Schatten.
Es fassen beide gleichzeitig
sich ein Herz: Heut' beichte ich,
dir, mein Schatz, was ich getan,
in einer Nacht im Jugendwahn.
Dafür braucht's nur einen Blick.
Den tauscht man aus und ist zurück.
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Di
13
Feb
2018
by woerteralbum
Mut darf Feigheit zugestehen.
Vorwärts ist mal rückwärts gehen.
Liebe, klar, tut auch schön weh.
Erst ein Sturz führt in die Höh'.
Daran hält man fest im Glauben,
will das Leben ihn auch rauben.
Doch nicht zu beheben sind:
Schuld, geladen auf ein Kind.
Raffsucht, Hoffart, Kleinlichkeit;
Prahlerei, Gewalt und Neid.
Über Lüge hier kein Wort.
Glaubt man es, ist es schon fort.
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Fr
04
Aug
2017
by woerteralbum
Seine Fans war'n auch mal jünger,
feiern noch den einen Hit.
Und er selbst, er war mal dünner.
Scheißegal, sie klatschen mit.
Nimmt den Glitzeranzug er vom Bügel,
hat er nur noch Wampenfieber
und schaut traurig in den Spiegel.
Anderswo wär' er jetzt lieber.
Doch auf der Bühne dreht er auf:
Heißa! Hussa! Und jetzt alle!
In Herborn, Siegburg, Schkeuditz, Halle.
CDs feilt er im Selbstverkauf.
Die Säle werden immer kleiner.
Die Gage auch und der Applaus.
Und sein Haar wird immer feiner.
Gestern fiel sein Playback aus.
Da hat er leis' improvisiert,
und es klatschte niemand mit.
Doch man hat ihm zugehört,
weil kein Ton ihm je entglitt.
Gestern war es so wie einst.
Ein Mädchen kam mit ins Hotel.
Er hatte schon so lange keins.
Das Ganze ging dann ziemlich schnell.
Sie sagte: "Macht nix", zog sich an.
Im Geh'n bat sie ums Autogramm
vom Schlagersänger, für Mama.
Er schrieb es brav, lag lang wach da.
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Di
18
Jul
2017
So
09
Jul
2017
by woerteralbum
Vor Herrn Paris, fern von Troja,
treten Damen ohne Stola
und auch sonst mit nichts bekleidet,
woran er seine Augen weidet.
Dem Jüngling wird es eng im Schritt.
Diese Grazien bringen mit
einen Apfel, dass er rate,
welche die schärfste Granate.
Die soll das Obst von ihm erhalten.
So schaut er also die Gestalten,
am rechten Orte schlank und rund.
Und es wässert sich sein Mund.
Nun ist er ja auch weit darunter
von dem Anblick schon recht munter.
Er vergisst jegliche Zucht,
gibt der geilsten Braut die Frucht.
Aphrodite triumphiert,
die and'ren Damen sind pikiert.
Helena als Siegtrophäe
schenkt Paris eine kurze Ehe.
So ein Apfel war noch nie
Garantie für Harmonie,
damals und ansonsten nicht,
wovon schon die Bibel spricht.
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So
09
Jul
2017
by woerteralbum
Gottverdammter Bullenstaat!
Und das Bier ist viel zu teuer.
Und die Merkel! Und der Trump!
Gregor sagt: Wir zieh'n jetzt los.
Ich hab' noch 'nen Kanonenschlag.
Schlappi auch. Wir machen Feuer.
Auf der Kreuzung, da beim Schlump.
Fühlt sich gut an. Ich bin groß.
Schlappi sagt: ist gegen Scholz.
Gregor nickt, wir werfen was.
Bin bekifft, kann nicht gut zielen.
Es blutet wer, ist mir egal.
Tret' kräftig zu, bin darauf stolz.
Ziemlich gut drauf und voller Hass.
Kann unterm Schuh 'nen Kiefer fühlen.
Bin stark und mächtig, endlich mal.
Normalerweise ohne Schance,
bin ich der Herrscher auf der Schanze,
wenn neben mir ein Polo brennt
und ich plünd're ungehemmt.
Heute ist Revolution!
Morgen Kater, weiß ich schon.
Der Schlappi sagt dann: gut gemacht!
Der Gregor: war 'ne geile Nacht!
Und wir bauen uns 'nen Bong,
siegreich wie der Vietcong.
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So
18
Jun
2017
by woerteralbum
Da stand er mal. Gefühlte Meter: drei.
Man kam nicht an ihm vorbei.
Da saß er dann. Im Rollstuhl: ruinös.
Man verzieh ihm generös
so manches, aber doch nicht alles.
Vor allem, wenn man war verwandt.
Er war im Falle jenes Falles
der Mauer großartig fürs Land.
Die Mannschaft spielt im Trauerflore,
ein bisschen auch für Hannelore.
Er geht in die Geschichte ein.
Nicht schlecht, kommt man aus Oggersheim.
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Do
15
Jun
2017
by woerteralbum
Sie war hübsch, doch nicht sehr hell.
Dafür fand sich dann recht schnell
ein Ausweg:
der Laufsteg.
Als Geschöpf von Heidi Klum
stöckelt sie hier, da herum.
Gute Fotos in der Gala
bei Premiere in der Scala.
Champagnerlaune
und Geraune:
die neue Frau in Brad Pitts Arm,
mit knappem Outfit und viel Charme?
Ach nein, es reichte nur für Playboy.
Dabei war sie doch mal sehr scheu.
Jetzt kennen alle auf die Schnelle
den Leberfleck an jener Stelle.
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Di
25
Apr
2017
by woerteralbum
Immer vorne! Immer spitze!
Ehrgeiz quillt aus jeder Ritze.
Und bist du mal zu nichts nütze,
hilft dir die Olympia-Spritze.
Die macht dich stark, die macht dich fit.
Brauchst du noch was für den Schritt,
bringt der Doc auch das gleich mit;
das reicht dann auch mal für zu dritt.
Denn du bist ein toller Hecht!
Jede Frau sehnt sich zu Recht
nach dir, nach deinem Gemächt.
Du bist der Größte, super, echt!
Der gute Doc, er lächelt weise.
Sorgt dafür, auf seine Weise,
dass du laut bist, niemals leise;
versüßt dir auch die letzte Reise.
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So
05
Mär
2017
by woerteralbum
Der Frau, im Wochenbett gestählt,
oftmals das rechte Mitleid fehlt,
liegt der Mann gar siech darnieder,
hustet, schnäuzt, hat sogar Fieber!
"Männerschnupfen", heißt es dann,
doppelt arm ist Mann drauf dran.
Keine lindernd' Hand sich rührt,
zum Frühstück wird kein Brot geschmiert.
"Wie, so krank - und Appetit?",
fragt sie, da durch jedes Glied
tückisch böser Schmerz doch zieht,
der Mann sein Ende nahen sieht.
Im Taschentuch - ist das nicht Blut?
Mein Gott, wahrscheinlich wohl Skorbut!
"Nein", sagt sie, "Anstellerei."
Sein Leiden ist ihr einerlei.
Auch der Arzt, ein mieser Schuft,
zuckt die Schultern, da die Gruft
in dunkle Tiefen Mann will zieh'n,
und verschreibt nur Aspirin.
Hört ihn jemand? Ach, ganz zag -
soweit's die schwache Brust vermag -
bringt er an noch seine Klag'
an diesem, seinem letzten Tag:
Bitt're Tränen werden fließen,
stellt sich heraus, dass dieses Niesen
nur ein Vorbote doch war
von seinem Tode, der so nah!
Ja, es wird nun böse enden.
Doch fasst sie ihn bei beiden Händen,
bestellt den Priester, beugt das Knie?
"Mein Schatz", sagt sie, "die Fantasie
eilt dir voran mit schnellem Schritt -
wirst seh'n, schon morgen bist du fit!"
Ach, Weib! Statt ihm die Stirn zu tupfen!
Was weißt du schon von Männerschnupfen?
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Fr
17
Feb
2017
Ja, die Welt ist aus den Fugen.
Alle Pfeiler, die uns trugen,
wanken, bröckeln, brechen weg.
Übrig bleibt Geröll und Dreck.
Zu Hause nicht, das ist ja klar.
Denn wir leben wunderbar
mit hohen Decken; Stuck daran,
was sich nicht jeder leisten kann.
Da draußen, wo sich etwas ballt,
ist der Protest noch ungestalt.
Was soll schon sein? Lief immer gut,
für unsereins, für uns're Brut,
die unter hohen Decken lebt,
an denen Stuck wie Honig klebt.
Bilderstürmer kommen bald.
Hörst du schon, wie's draußen knallt?
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Sa
31
Dez
2016
Das Jahr vergeht,
der Fürst ist müd'.
Und wie er so am Fenster steht
und auf das Land, die Dörfer sieht,
betrachtet Felder, Wiesen, Auen,
sich daran kaum satt kann schauen,
wird das Herz ihm schwer und bang,
denn er steht vor dem letzten Gang.
Schlag Mitternacht, ward ihm verheißen,
wenn beginnt das neue Jahr,
wird sein Lebensfaden reißen,
der ist dünn schon wie ein Haar.
Des greisen Fürsten Leib nun bebt.
Es dunkelt schon, ein Glöcklein schlägt.
Schlägt unerbittlich sieben Mal,
und jeder Ton ist eine Qual.
"Ach", denkt er sich, "könnt' ich der Zeit
gebieten wie meiner Armee,
so wär' es lang noch nicht so weit,
dass ich den letzten Abend seh!"
Er ballt die Faust, ruft schnell herbei
den General der Reiterei.
"Man halte alle Uhren an,
wo man sie nur finden kann!
Am Rathaus und dem Landgericht!
An jedem Erker, Turm, Pylon!
Vergesse Er die Kirchen nicht!
Nun geh' und eile Er sich schon
und sende meine Truppen aus,
dass sie geh'n von Haus zu Haus,
und man sie überall hinschickt,
wo das kleinste Uhrwerk tickt!
Aus jedem Heim man alle raffe,
ob Standuhr, Wecker, einerlei!
Auf dass er keinen Nachschub schaffe,
erkläre ich für vogelfrei
den Uhrmacher, bringt mir sein Haupt!"
So er die Zeit zu zähmen glaubt.
Schon bald hebt großes Klagen an.
Die Kürassiere, Mann für Mann,
dringen in die Stuben ein,
schlagen, was ein Uhrblatt trägt,
roh und lärmend kurz und klein,
bis sich im Land kein Zeiger regt.
Dem Uhrmacher die Stunde schlägt,
sein Kopf wird bei Hof vorgelegt.
Der Fürst denkt: "Besser du als ich",
entlohnt den Häscher königlich.
Da stößt der Wind das Fenster auf
und bläst im Schloss die Kerzen aus.
Im ganzen Land zieht Sturm herauf,
mit Tosen, Ächzen und Gebraus.
Es wetterleuchtet, donnert, blitzt.
Der Fürst auf seinem Throne schwitzt:
Was hat das alles zu bedeuten?
Und er schreit zu seinen Leuten:
"Die Fenster zu! Die Balken vor!
Die schwere Kette vor die Pforte!"
Doch unaufhaltsam durch das Tor
bricht schon eine Kohorte
von düst'ren Reitern auf Chimären,
Gestalten aus der Hölle Heeren.
Die führt Gevatter Tod selbst an,
die Sense jeder sehen kann.
Und er schwingt noch etwas im Zorn,
das ihm kein Mensch jemals entwand.
Es rollt ein allerletztes Korn
im Stundenglas für Lebenssand.
"Nun komm", sagt er, "mach' dich bereit."
Der Fürst, er beugt sich vor der Zeit.
Die letzte Uhr, die einer hält,
sie ist nicht von dieser Welt.
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Di
13
Sep
2016
by woerteralbum
Ein Drehwurm in Pellworm
begann jedes Mal von vorn,
sein Hinterteil selbst zu erkunden,
und das kostete ihn Stunden.
Dieser Wurm, er starb im Zorn.
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So
28
Aug
2016
by woerteralbum
Sie war schön und hieß Anette.
Und sie spielte Klarinette.
Sie blies auch in meinem Bette.
Ja, sie tat es wunderschön.
Ich würde sie gern wiederseh'n.
Doch möchte sie nicht mit mir geh'n.
Sie wollte nur die eine Nacht,
die mit mir sie hat verbracht.
In der hat sie sehr gelacht,
als sie sah mein Instrument.
Sie blies an ihm, wie sie es kennt.
Es hat sich wacker aufgestemmt.
Doch verglich es dann Anette
leider mit der Klarinette.
Die sie fortan lieber hätte.
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Sa
20
Aug
2016
by woerteralbum
When your son says you're a faggot,
you should trim him - but you do not.
What is next? Mother's a maggot?
Does the brat know what it means?
Is this quite colloquial with teens?
If he has a problem, as it seems,
put him right.
You may have a restless night,
maybe an ongoing fight.
Demand what parents can expect:
a little bit of due respect.
Says the one who never checked
what it feels like raising kids,
babbling over tits and bits.
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Fr
05
Aug
2016
by woerteralbum
Yu Ling, hört' ich, wurd' ersetzt.
Ein Maschinchen steht dort jetzt,
wo sie früher hat gebeugt das Knie
für die Teezeremonie.
Yu Lings Lächeln keiner braucht.
Der Apparat, er spuckt und faucht;
kocht heißes Wasser im Stakkato,
wirft Tee aus und Latte Macchiato.
Yu Ling, dein dünnes Porzellan
passt nicht unter diesen Hahn.
Geh' mit der Zeit! Gewöhn' dich dran.
Vielleicht stellt dich dann Starbucks an
als chinesische Attrappe,
abzapfend den Tee in Pappe.
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Di
12
Jul
2016
by woerteralbum
Heute nach dem Heimgang
packte mich der Reimzwang.
Lyrik sprang aus meiner Brust!
Klar: Realitätsverlust
nennt das dieser Lügenbold,
mein Therapeut, dieweil mir hold
Vöglein flüstern etwas ein;
des stillen Mondes güld'ner Schein
mich grübeln, wandeln lässt fürbass
auf hohen Zinnen. Wisst ihr was?
Sie haben mich jetzt einkassiert,
weil Selbiges halt nachts passiert.
Schlafwandelnd, dabei rezitierend,
gilt man nicht als reüssierend.
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Mo
27
Jun
2016
by woerteralbum
Dort wo Fußball wurd' erfunden,
Kidney Pie und auch der Spleen,
drehen Raben ihre Runden,
die vom Tower nun wegzieh'n
und einstimmig sich verpissen.
Ihr werdet sie, wir euch vermissen.
Zwölf gelbe Sterne in den Drecksit;
Union Jackass auf den Zinnen.
Half of Britain sure regrets it.
Die and're Hälfte ist von Sinnen.
Globales Mitleid und Spottlachen:
aus Fehlpass Eigentor zu machen!
Wär' es doch ein Wembley-Tor,
das dieses Mal zu Recht nicht gilt!
Wär' doch alles wie zuvor,
passte Bowler noch zum Kilt!
Alles, alles wär' verzieh'n.
God save England and the Queen.
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Do
02
Jun
2016
by woerteralbum
Heute Nacht, in der Lagune,
schwimmt ein Taucher mal ganz ohne,
was er sonst bringt, die Harpune.
Schade das, denn die Muräne
schlägt in ihn die spitzen Zähne.
Morgens wacht und stößt sie auf.
Neopren ist nicht ganz ohne
für gedeihlichen Verlauf
der Verdauung eines Froschmanns;
die gelingt nur halb ganz.
In der Lagune bleibt zurück
ein recht großes Flossenstück.
Es schwimmt auch die Taucherbrille
in der morgendlichen Stille.
In die bricht ein krasser
Rülpser unter Wasser.
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Fr
27
Mai
2016
by woerteralbum
Warum erinnert er sich nicht?
Warum ist er, wie er ist?
Nicht mehr, wie er früher war?
Er sitzt da, doch ist nicht da.
Alle Fragen sind zu schlicht.
Hilflos man ihn sehr vermisst.
Er muss sich fragen selbst zum Wohle,
auf dass er sich zurück dann hole,
wo viele warten, hoffnungsbang.
Ohne Vorwurf, ohne Zwang.
Er darf auch bleiben, wo er klebt,
aber nicht im Hierjetzt lebt.
Seine Wahl, eigentlich leicht -
wenn er sich nur selbst erreicht.
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Mo
23
Mai
2016
by woerteralbum
Österreich, oh Österreich,
du schönes Land, dem Himmel gleich,
hast, wenn man es recht bedenkt,
uns so reichlich schon beschenkt!
So dankt der Piefke ohne Dünkel
seit Jahrzehnten für den Hinkel.
Deutsche Frauen, deutsche Männer
verstopfen gerne deinen Brenner,
auf dem Weg woanders hin
oder nach Braunau am Inn.
Herrlich war auch dieser Haider,
wenngleich schimpfte mancher Neider.
So hast du's immer vorgemacht,
ob bei Nebel oder Nacht -
und bist gut davongekommen.
Was hast du jetzt dir vorgenommen?
Denn für Hofer, das ist klar,
es nur der erste Anlauf war,
und der hätte fast geklappt.
Der Heurige im Glas jetzt schwappt,
in ihn fallen braune Tränen.
Man darf sich doch nach früher sehnen?
Als Tirol war noch Tirol,
jeder dort aß Karfiol;
der Herr Leutnant seinen Bursch
kommandierte fesch und forsch;
und wie Torten süß vom Sacher
die Maderln war'n bei Mutzenbacher.
Felix warst du, Austria,
auch mit KZ nach k.u.k.,
als man brachte zum "Entlausen"
Häftlinge in dein Mauthausen.
Ach, das ist so lange her.
Mach dir nicht das Leben schwer!
Der Himmel hängt doch voller Geigen!
Man darf Gesinnung wieder zeigen!
Lass die alte Scham vergammeln -
wie die Toten. Deine Schrammeln
spielen auf zu Wiener Blut.
Österreich, nun mach es gut.
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Mo
02
Mai
2016
by woerteralbum
Es begab sich bei Wells Fargo,
dass vermisst wurde Perlsago -
eine ganze Lieferung.
Na, das brachte die in Schwung!
Und heraus hat sich gestellt,
damals in der Neuen Welt,
dass die Kutsche wurd' beraubt.
Sogar, wenn ihr es nicht glaubt:
Schuldig waren das Biest Rango
und sein Komplize namens Django.
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Mo
02
Mai
2016
by woerteralbum
Man nehme: wenig oder zu viel Grips.
Ein paar schlecht gerat'ne Trips.
Echte Sorge um die Kinder.
Mies gegessen mal beim Inder.
Anstehen beim Arbeitsamt.
Besserwisserei, verrannt;
kohlhaasmäßig insistieren.
Deutschtum ohne Deklinieren.
Abendland und Morgenkater.
Einen überstrengen Vater.
Den Taschenraub damals im Park.
Lügenpresse, ander'n Quark.
Schlägerfressen, Professoren.
Ganz viele verschloss'ne Ohren.
Allmachtstraum, Hilflosigkeit.
In Treue fest. Allzeit bereit.
Man lasse dieses lange sieden.
Nehme Hoffnung, aufgerieben.
Werfe auch noch in den Topf:
scharfen Scheitel, alten Zopf.
Noch eine Prise Angst hinein
vor fremder Völker Kinderlein.
Den Spielplatz, der sieht aus wie Sau.
GEZ und ständig Stau.
Das Auto mal falsch abgestellt.
Noch nicht fertig mit der Welt,
aber schon stark angezählt.
Es stehen die, die man dann wählt,
plötzlich grell im Rampenlicht.
Manch einem bekommt das nicht,
denn er wirft recht dunkle Schatten,
die als Zutat wir schon hatten.
Schade um all jene, die
sollte schrecken dies Milieu
im großen Hotchpotch AfD.
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Mi
27
Apr
2016
by woerteralbum
Unter ihrem Lattenrost
findet sie die Flaschenpost,
die sie gestern selbst sich schickte,
bevor beduselt sie einnickte.
Die Flasche wie ihr Kopf sind leer.
Ist egal, mehr Alk muss her.
Mühsam geht's zur Badestube.
Da muss was sein, 'ne Flasche, Tube.
Irgendwas mit Alkohol.
Im Spiegel sieht sie Wangen, hohl.
Kölnisch Wasser? Nun, es muss.
Im Spind steht auch noch Spiritus.
So wankt sie weiter in die Küche,
ignorierend die Gerüche.
Der Spiegel stimmt, nun geht's hinaus.
Noch wirft man sie nirgends raus,
obwohl sie geht in Morgenlatschen
und im Haus die Leute tratschen.
Sie kehrt zurück, schließt doppelt ab.
Morgen ist sie nicht mehr knapp.
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Mo
25
Apr
2016
by woerteralbum
Wladimir und Kim Jong-un
sitzen unschlüssig herum
im Höllenkreis für Diktatoren
nach dem letzten großen Knall.
Ihr ganzes Spielzeug ist verloren,
die Erde nur noch Staub im All.
Sie haben jeden Knopf gedrückt,
Raketen hin und her geschickt.
Lustig war die Ballerei.
Doch jetzt ist den beiden fad.
Assad und Stalin schau'n vorbei.
Hitler auch. "Nach Stalingrad",
sagt er, "gab ich nochmal Gas.
Doch es hielt nicht an der Spaß."
Die Runde nickt, wird melancholisch,
denkt sehnsüchtig an Massenmord.
Man straft sie hier sehr diabolisch:
Es ist harmonisch an dem Ort,
wo sie ihre Taten büßen;
man darf foltern nicht noch schießen.
Lämmlein springen um sie her,
weiße Tauben zärtlich gurren.
"Ich gäb' viel um ein Gewehr",
sagt Karadzic und erntet Murren.
Die Hölle, sie ist ungemütlich.
Für diese Herren ist sie friedlich,
worunter sie besonders leiden.
Erlaubt ist ihnen ab und zu,
um die Zeit sich zu vertreiben,
nur eine Runde Risiko.
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Mo
18
Apr
2016
by woerteralbum
Donald Trump, mir graust vor dir.
Doch es ängstigt mich noch mehr
dieses Monster, dein Frisör.
Donald Trump, du Unikum,
eigentlich zum Lachen dumm,
bang macht auch dein Publikum.
Donald Trump, du wirst es nicht.
Doch was aus deinem Anhang spricht,
bläst gar kräftig an dem Licht,
da an New York Harbor's Eingang,
durch den man ein neues Heim fand,
erleuchtet von Liberty Island.
Donald Trump, von deinem Tower
ist der Weg von kurzer Dauer -
geh' mal hin, lies und erschauer',
soweit sowas für dich geht.
Vielleicht ist es noch nicht zu spät.
This is what made the U.S. great:
„'Keep ancient lands, your storied pomp!' cries she
With silent lips. 'Give me your tired, your poor,
Your huddled masses yearning to breathe free,
The wretched refuse of your teeming shore.
Send these, the homeless, tempest-tossed to me:
I lift my lamp beside the golden door.'"
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Mo
18
Apr
2016
by woerteralbum
In einem Wald bei Kühlungsborn
- und dort auf einer Lichtung vorn -
steht reihenweise Rittersporn.
Und fragst du mich: "Was hat verlor`n
dort in dem Wald bei Kühlungsborn
der schöne blaue Rittersporn?",
so hör': Ein Ritter gab dort einst die Spor'n
seinem Ross in heil'gem Zorn
auf dem Weg zum Gold'nen Horn,
wo er den Feind wollte durchbohr'n,
so hatte er es Gott geschwor'n.
Die Nachteile waren enorm.
Der Feind, den er zum Ziel erkor'n,
nahm den Ritter selbst aufs Korn.
Zurück kamen nach Kühlungsborn
nur blutbefleckte Ritterspor'n.
Die ruhen auf der Lichtung vorn
unter diesem Rittersporn.
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So
27
Mär
2016
by woerteralbum
Die Erde war ein schauriger
Ort voll Dinosaurier
damals vor dem Pleistozän.
So konnte es nicht weitergeh'n.
Zu viel Masse ohne Hirn
lief da rum auf dem Gestirn.
Zu viel Gebrüll,
zu wenig Müll.
Deutlich war: Es fehlte was -
Autobahnen, Brennerpass,
Nespresso, Starbucks, Cola-Büchsen,
iPhones, WhatsApp, Baseballmützen.
Wie man es inzwischen sieht,
räumte ein Meteorit
mit der Schuppensippschaft auf,
und es nahm so ihren Lauf
zum Guten die Evolution.
Na, den Rest, den kennt ihr schon;
oder ihr wisst wenigstens,
dass der Homo Sapiens
für immer diese Welt regiert.
Bevor die Echsen ausradiert,
dachten sie das auch vielleicht.
Ob's so lang wie bei ihnen reicht,
150 Jahrmillionen
wir ganz oben dürfen thronen?
Es wird sich zeigen, ob das geht;
wahrscheinlich eher früh denn spät.
Irgendwas, das wir jetzt haben,
wird dann einmal ausgegraben
wie ein Saurier-Skelett.
Und es wäre wirklich nett,
wär's nicht Donald Trumps Toupet,
ein geschmolz'nes AKW
oder Lady Gagas Slip.
Doch genau dies ist mein Tipp,
mein unaufhaltsam trauriger.
Man wird sagen: Schauriger
war es auf der Erde nie.
Es wird der Dinosaurier
gelten als Genie.
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Fr
25
Mär
2016
by woerteralbum
In dieser Stadt roch es so süß,
nach Waffeln, Starkbier und Pralinen.
Dieser Duft die Stadt verließ.
Salzig riecht sie jetzt, nach Tränen.
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Do
17
Mär
2016
by woerteralbum
Ein junges Schwein namens Charlotte
entfernt sich weit von seiner Rotte.
Auf einer Lichtung trifft sie dann
genau ins Herz der Jägersmann.
Sein Messer mit dem Hirschhornknauf
setzt er an und bricht sie auf,
schlägt die Bache aus der Decke
mit Hilfe and'rer Waidbestecke;
freut sich über seinen Fang.
Doch frohlockt er nicht sehr lang.
Auf der Suche nach Charlotte
findet ihn die Wildschwein-Rotte.
Und so kreisen sie ihn ein -
eine böse Menge Schwein.
Auf einer Lichtung tief im Wald
noch zwei, drei Mal die Büchse knallt.
Dann suhlen Schweine sich in Blut,
zerstampfen einen Jägershut.
Eckzahn um Eckzahn, Borste um Borste
rächen sie den Mord im Forste.
Zurück lassen die Allesfresser
nur Gewehr, Patronen, Messer.
Ein Frischling schnüffelt an Charlotte,
folgt dann ins Dickicht seiner Rotte.
Die Moral zum Halali:
Reize wilde Schweine nie.
Denn sie werden richtig wild,
wenn man ihre Freunde killt.
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Do
04
Feb
2016
by woerteralbum
Klaus ging jedes Jahr als Scheich,
klebte einen Bart sich an.
Die Mädchen bützten ihn sogleich,
Klaus war ein gefragter Mann.
Dieses Jahr im Karneval
halten sie ihn auf Armlänge.
Klaus steht einsam überall,
falsch verdächtigt im Gedränge.
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So
10
Jan
2016
by woerteralbum
Ach ja, Köln. Na gut, - der Dom.
Was war noch? Auch dieser Strom.
Nah an beiden: Hauptbahnhof.
Innen hübsch, doch außen doof:
so wie in Sechziger Jahren,
ein schnelles Kölsch - und weiterfahren.
Völlig langweilig war's dort.
Doch seit Neu'stem ist's der Ort,
wo das Abendland versank.
So wissen wir nun Gottseidank:
Dort, zu Köln, auf der Domplatte,
Geschichte ihren Kehrpunkt hatte.
Frauenvolk betatscht, entehrt.
Horden fallen ein, es kehrt
sich das Schicksal von Westrom
unter fremder Völker Strom,
voran plündernd die Vandalen.
Die trugen ja nicht mal Sandalen.
Wehe! Wehe, Abendland,
zu Silvester überrannt!
Die Tore offen, Jungfern Beute.
Wappnet euch, ihr lieben Leute:
Die Barbaren sind jetzt da,
nicht nur in Colonia!
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Do
07
Jan
2016
by woerteralbum
Schön ist es, darf man erfahr'n:
Man kann siedeln auf Catan!
Lange wurde Lehm vermisst,
der, wie man weiß, nötig ist,
so wie Wolle, Holz, Getreide,
um zu bauen eine Bleibe.
Leider fehlt ein Rohstoff immer,
im verrauchten Hinterzimmer,
wo man sitzt zu später Stunde
in gesell'ger Spielerrunde.
Denn wenn man ein Dorf erst hat,
plant man sofort den Bau der Stadt.
Sind auch die Straßen klug gebaut?
Hat ein and'rer sich getraut,
sie zu legen ohne Zahl,
in den eig'nen Weg zumal?
Zu viele Karten auf der Hand!
Dann droht der Räuber, ist bekannt.
So spielte man sozial das Brettspiel,
bis ermattet man ins Bett fiel,
mit der größten Rittermacht,
die umschlung man gern zur Nacht.
Lange ist das alles her.
Heute findet man kaum mehr
jemand, der sich drauf lässt ein.
Sie spielen zwar - doch nur online.
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Di
05
Jan
2016
by woerteralbum
Wieder ging ein Jahr vorbei.
War's wichtig oder einerlei?
Sollte man es treu bewahren -
oder darf's zur Hölle fahren?
Was zunächst erschien als Unheil,
fügt mit Abstand sich zum Urteil:
Leben war's halt und ging fort.
Jetzt bist du hier, warst vorher dort.
Weiter geht's, hinauf, voran.
Da vorne glänzt was, und man kann,
was es wird, noch nicht erkennen,
darauf zu nur stolpern, rennen;
in stetem Wettlauf mit der Zeit,
vor allem jener, die zu zweit.
Niemals holst du sie je ein,
musst damit zufrieden sein,
dass sie gewährt den Augen-Blick,
der sich scheinbar endlos dehnt.
Denn hast du dich an ihn gewöhnt,
bekommst du ihn nie mehr zurück.
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Do
24
Dez
2015
by woerteralbum
Es ist der Abend heilig, heilig.
Und man zuvor war eilig, eilig.
Kommt das Päckchen zeitig an?
Und der bestellte Weihnachtsmann?
Wahrscheinlich wieder ein Student,
der Termine gern verpennt.
Grimmig rüstet sich der Gatte
für sein Geschenk: eine Krawatte.
So ist's seit vielen Jahren schon.
Derweil die Hausfrau Küchenfron
klaglos trägt, dumm wie die Gans,
die sie serviert bei Kerzenglanz.
Weihnachtlich vorhersagbar
sind sie wie in jedem Jahr:
Gans und Schlips sowie der Streit.
So herrlich ist die Weihnachtszeit.
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Do
24
Dez
2015
by woerteralbum
Weil man winters nicht mehr chillt,
auch das Grünzeug trotz Kalender
wächst, gedeiht, ja sogar blüht,
wird auch nicht mehr abgegrillt.
Ganzjährig nunmehr der Rost
hier in uns'rer Herren Länder
selbst im Advent verlässlich glüht,
unberührt von jedem Frost.
Frost, ihr Kinder, die's nicht wissen,
machte einst den Boden hart,
und man fuhr Schlittschuh, sogar Ski.
Es fielen aus Frau Holles Kissen
manchmal heftig, manchmal zart:
Flocken. Die saht ihr noch nie.
Zur Weihnacht singt ihr fromme Psalmen.
Ihr liegt dabei unter Palmen.
Oh Tannebaum?
Man glaubt es kaum,
dass die Eltern das noch kannten -
jene, die die Welt verbrannten.
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Mo
07
Dez
2015
by woerteralbum
Karin konnte küssen.
Karla kniff.
Karoline kostete;
Constanze kam,
kurz kartographiert.
Klara? Katastrophe.
Corwina kuschelte.
Christine - kühl.
Kathrin klammerte.
Klug kreuzte
Clementine Klingen.
Kann kaum klagen:
Klassefrauen, kleine Qual.
Kissenschlachten?
Klar: normal.
Doch wenn ich noch einmal müsste,
ging ich mit keiner in die Kiste.
Ich kenn' genau mein ABC.
Und es stoppt nun mal bei B.
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Mi
02
Dez
2015
by woerteralbum
Dies Accessoir ist einwandfrei
kleidsam für den letzten Schrei.
Eng geschnallt, macht es Figur.
Ja, probier es ruhig mal an -
doch komm nicht an den Schalter ran.
Den brauchst ein einz'ges Mal du nur.
Wir führen es in Schwarz und Rot.
Es bleibt dir treu bis in den Tod.
Man wird dich darum sehr beneiden.
Im Dutzend geben wir es ab
günstig fürs Familiengrab.
Auch deine Brüder soll'n beeiden,
dass sie gern vom Leben scheiden.
Dann wird der Gürtel sie gut kleiden.
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Mi
02
Dez
2015
by woerteralbum
Wer Schweine frisst und Hunde hält,
lebt in einer and'ren Welt
als Mitbürger in Molenbeek.
Ich sah zwei braune Augen,
als ich kam, 's ist kaum zu glauben,
neulich mal nach Molenbeek.
Ich dachte mir: Was wär' sie schön,
könnt' man mehr als Augen seh'n
von der Frau aus Molenbeek.
Doch leider lebt die Frau gefangen,
mit der ich gerne wär gegangen,
vielleicht nur kurz, durch Molenbeek.
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Di
17
Nov
2015
by woerteralbum
"Ach", so seufzt ein Bruder, "grimm
ist doch die Welt!" Und im
Gespann mit dem Verwandten
befragt er Märchentanten,
die von sieben Bergen raunen,
von Prinzen und von weichen Daunen,
unter denen Erbsen drücken,
und von Schneiders Meisterstücken.
So schufen sie auf einen Streich,
was die Welt erhellt sogleich
und wir brauchen, nämlich Märchen.
Dank sei diesem Brüderpärchen!
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Sa
07
Nov
2015
by woerteralbum
Früher war er Druffgänger.
Heute ist er Puffgänger.
Während beide sich abwischen,
fragt man sich: Was lag dazwischen?
Hat er mal eine geliebt?
Aber sie dann nicht gekriegt?
Das ist vorbei so viele Jahre.
Und jetzt hat er keine Haare.
Also geht er in den Puff.
Wär' es besser, er ging druff?
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Sa
31
Okt
2015
by woerteralbum
Wenn einmal "das Bild hängt schief",
ist komisch das, situativ.
Steckst im Schlamassel du knietief -
geb' Gott, es bleib' situativ.
Hat dein Schatz dich nicht mehr lieb,
bleibt unbefriedigt mancher Trieb -
betrachtest du es kognitiv,
ist es auch situativ.
Drum achte auf die Perspektiv',
denk an das, was dir verblieb,
was ansonsten prima lief.
Deinem Herzen Ruhe gib.
Das Glück, das deinen Namen rief,
es schweigt nur kurz, situativ.
Deshalb vor Selbstmitleid nicht trief',
sitze nicht im eig'nen Mief.
Wirst du aber aggressiv,
denk daran: "Das Bild hängt schief!"
Dann lachst du, assoziativ.
Das hilft, und sei's situativ.
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Fr
30
Okt
2015
by woerteralbum
Ein Koch, der schwer verliebt stark würzt
und Haufen Salz aufs Essen stürzt,
mehrt zwar den Absatz der Saline,
doch leert die eigene Kantine.
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Do
29
Okt
2015
by woerteralbum
Vorab schon dieses über Keller:
In sie rauscht's bedeutend schneller
als hoch in die Belle Etage.
Was ein echtes Kellerkind,
wisse das und denke nicht: "Geschwind
komme ich aus diesem Loch."
So erging es Gottfried Keller,
der zwar arm, doch deutlich heller
als in der Schul' die Rest-Bagage.
Er malte gern, dachte: "Es sind
Werke mir vorherbestimmt,
größer als von Rembrandt doch."
Dann merkte er: Das zieht sich noch.
Denn der Gottfried wurde Maler,
verdiente damit keinen Taler.
Aß ein Mahl am Tage nur,
träumte von Zuschuss,
bekam bloß Typhus.
Dann verliebt' er sich noch stur,
was so selten wird erwidert.
Jedoch hatt' er sich angebiedert
mit Versen, rein und hell und klar.
Gegenliebe gab es keine;
sie fand, er hatte "kurze Beine".
Doch nun seine Bestimmung war,
seinen Pinsel zu versenken
(mit Farbe den, nicht den gekränkten)
und all dies der Welt zu schenken:
"Grüner Heinrich", gut bis heute.
Noch besser: "Kleider machen Leute".
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Do
29
Okt
2015
by woerteralbum
Guten Tach, wir wollten mal
nachschau'n, ob Sie sind normal.
Das sieht man nicht alle Tage;
wahrscheinlich wohl Selbstsabotage:
die Schrauben locker, Drähte krumm;
und alle Batterien falschrum,
trotzdem überall Hochspannung.
Haben Sie denn eine Ahnung,
was da so passieren kann?
Geht man an Sie nahe ran,
hört man innen drin was ticken.
Auch wenn Sie dazu nicht nicken:
Sie müssen einseh'n, sind Sie ehrlich -
Sie sind für sich selbst gefährlich.
Tut uns leid, Ihr Fall ist schwer.
Wir ziehen Sie aus dem Verkehr.
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Mo
26
Okt
2015
by woerteralbum
Don't eat red meat
and worship beet.
Don't stay up late,
be in good state.
Greet your neigbor.
Praise The Savior.
No porn. Don't swear.
Don't look aside - but never stare.
Your Coke is zero,
Don Trump a hero.
Don't drink, don't smoke.
If you wanna get a poke,
do it in the dark, be quick.
Then go home, forget the chick.
Wash your cock
and set the clock.
Get up and jog.
Give in to your every need -
but never, ever eat red meat.
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Sa
24
Okt
2015
by woerteralbum
Da bist du ja! Lang nicht geseh'n.
Du liegst noch da, ich danke schön,
wo vor Jahren abgelegt.
Hast dich kein Stück bewegt.
Treu gewartet, alter Freund!
Bald darfst du wieder mit zum Ball.
Oft hab' ich davon geträumt,
wie es war beim ersten Mal.
Die schönste Frau des Saals im Arm;
auf den Füßen etwas lahm.
Tanzen, das war nicht mein Fall -
trotzdem war er groß, der Ball.
Heute kann ich Quick und Fox,
dennoch ist mein Arm nun leer.
Jetzt find' ich dich in dieser Box,
dacht', ich brauche dich nicht mehr.
Gut, dass du nie aufgegeben
und verlässlich hast gelegen,
wo ich dich nun zärtlich greife,
so wie die verdammte Schleife,
die ich binden muss zur Fliege.
Früher tat's 'ne zarte Hand,
bevor ich's selber nicht hinkriege.
Doch wie es geht, ist ja bekannt.
Komm nah an den Puls, mein Knopf!
Ich steck dich durch das Loch und hoff',
dass wir uns beide amüsieren,
ganz egal, was wird passieren.
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Di
20
Okt
2015
by woerteralbum
Ich weiß genau: Du willst mich doch.
Deshalb sitze ich hier in dem Loch.
Das hab' ich mir selbst gegraben,
drüber lugend Aussicht habend
auf dein Haus, auf deine Tür.
So lauer ich verborgen hier,
sehe, wer geht aus und ein,
wann du löschst der Lampe Schein;
und dann einschläfst,
morgens aufstehst,
die Locken aufdrehst,
aus dem Haus gehst.
Fotos mache ich von dir.
Endlich bist du ganz bei mir.
Ich google dich.
Ich schäm' mich nicht.
Ich weiß genau: Du willst mich doch.
Inzwischen bin ich eingelocht,
wo man sagt, ich hingehör',
und das ist ganz fern von dir.
Doch ich fand hinter der Pritsche
eine annehmbare Ritze.
An der grab' ich, wühle, feile,
habe dabei keine Eile.
Denn du gehörst mir ja für immer.
Bald steh' ich in deinem Zimmer.
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Mo
19
Okt
2015
by woerteralbum
Nun, man kennt das zur Genüge:
Ist es schön, dann ist es Liebe.
Tut es weh, dann war sie's auch,
obwohl man das nicht braucht.
Um seine Rippe ward geprellt
Adam, der Pantoffelheld.
Eva kam zu dem Befund:
Obst ist wirklich sehr gesund.
Seitdem geht es endlos weiter,
gerne wohlgemut und heiter,
bisweilen still, mitunter laut -
immer geht's unter die Haut.
Wie Elemente, die verschieden,
müssen wir uns ewig lieben.
Doch bringt man uns dann zusammen,
steht das Labor recht schnell in Flammen.
Ganz egal, wie man es nennt -
es ist und bleibt Experiment.
Nicht nur zum Wohl der Wissenschaft
lieben wir mit aller Kraft
bis zum letzten Atemzug.
Und selbst dann war's nicht genug.
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Di
22
Sep
2015
Erstausstrahlung: 1959. Passt für mich auch perfekt zum 22. September.
by woerteralbum
Genosse Sandmann, gratuliere!
Zwar sind vergangen VEB,
NVA und SED.
Aber du, verdienter Aktivist,
in jedem Bett zu Hause bist.
Genosse Sandmann, infiltriere
weiter unser'n Klassenfeind!
Du Kundschafter bist da vereint
mit anderen östlichen Kräften,
die nachgehen ihren Geschäften
im Kanzleramt und im Bellevue.
Vorwärts immer! Rückwärts nie!
Im Grabe ruht der West-Sandmann,
den man nicht mehr empfangen kann.
Der Abschied, er war gar nicht hart,
den Schlaf bringt uns ein Ulbricht-Bart.
So streue Sand uns in die Augen,
bis wir zum Sozialismus taugen.
Frieden! Freundschaft! Und Sport frei!
Hast du Bückware dabei?
Oder was ist in dem Säckchen?
Ach so, von Margot nur ein Päckchen:
Ersatzteile für SM-70.
Ja, gib nur her! Ergibt sich
sicherlich noch 'ne Verwendung
zur Abwehr feindlicher Grenzschändung.
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Mo
21
Sep
2015
by woerteralbum
Sandmann, lieber Sandmann,
ich bin noch nicht bereit.
Das Bett, es ist für mich kein Genuss,
weil ich mich drehen, wenden muss,
so geht das ganz lange Zeit.
Sandmann, lieber Sandmann,
mir wird kein Schlaf zuteil.
Das ist schon so, seitdem ich ganz jung,
im Alter nun erst recht Zumutung;
schlaflos ich im Bett verweil'.
"Spinner, alter Spinner,
dein Schmerz ist selbstgemacht.
Mag viel durch deinen Kopf dir auch geh'n,
schalt' es aus und schlafe schön,
weiter wird nicht gedacht!"
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Di
08
Sep
2015
by woerteralbum
Eines Freitags um halb zehn
kann man im Wald den Dante seh'n,
wie er einsteigt ins Inferno.
Dort grüßt er artig erst: "Bongiorno!"
Dann klagen ihm ganz ungeheuer
ihr Leid, die lang im Fegefeuer.
Hier kocht im eig'nen Blut ein Schuft,
dort tönen Schreie aus 'ner Gruft.
Aufgespießt auf einen Pfahl,
leiden Ketzer große Qual.
Wer wollüstig die Ehe brach,
büßt mit Schwären seine Schmach.
Doch trotz Folter und Gewalt
lässt Dante diese Hölle kalt.
Nur eine Seele rührt ihn an,
die er dort nicht finden kann.
Beatrice ist's, sein Lieb,
so schön, so rein, ganz ohne Trieb!
Die lagert deshalb nicht parterre.
Drum fleht zu Gott er: "Sperre
das Himmelstor weit für mich auf,
dass ich zu Beatrice lauf!"
Der Herr belohnt die Liebesmühe,
verzückt entschwebet, siehe!,
der Dante, den sie jung verließ,
zu ihr, die weilt im Paradies.
So zeigt's, ich nichts beschönige,
die Göttliche Komödie.
Welch Drogen Dante dafür nahm,
wird unsereiner nie erfahr`n.
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Sa
05
Sep
2015
by woerteralbum
Dr. Dolittle einst fand
ein Tier in einem fernen Land,
Stoßmichziehdich wird's genannt.
Dies Wesen ist ein Unikum,
stößt und zieht sich selbst herum;
leicht verständlich ist, warum:
Es trägt an jedem End' ein Haupt,
auch wenn ihr das vielleicht nicht glaubt.
Und wusstet ihr denn überhaupt:
Das Stoßmichziehdich ist verwandt
mit 'nem Geschöpf, das mir bekannt,
leider nie fraß aus meiner Hand:
Das Fassmichanberührmichnicht
zwar verlangend zu dir spricht:
"Komm' mir nah und streichel mich!"
Doch gehst du auf die Bitte ein,
duckt es sich weg, macht sich ganz klein,
will nur für sich alleine sein.
Von seinem schönen Pelze lass'!
Ihn wünscht's gewaschen, ohne dass
ihn jemals wer darf machen nass.
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Mo
10
Aug
2015
by woerteralbum
In einer Menge Menschen Mitten
stehe ich und bleibe stumm.
Um mich grölt es: "Dicke Titten!"
Alkohol macht eben dumm.
Ich baller mich gern selbst mal weg.
Aber doch nicht zu dem Zweck,
halbnackt auf dem Tisch zu steh'n,
unästhetisch auszuseh'n!
Und dazu dann noch zu lallen:
"Olé, olé, ole´!"
(Jedenfalls solang ich steh').
Hier zur Warnung nun euch allen:
Hütet euch vorm Ballermann!
Ich es nun ja nicht mehr kann.
Denn ich stehe eingekeilt.
Tausend Kehlen schreien laut,
überschlagend, angegeilt,
was mir jetzt die Fassung raubt:
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(Für den Rest des Textes liegt das Copyright ganz bei Ikke Hüftgold - das betrifft auch Interpunktion und Orthographie)
Mit dem Arsch in der Sonne und ner Büchse in der Hand
Und nem Eimer auf dem Kopf liegen wir am Strand
Doch was liegt da hinten wir sehen einen Wal
Auf in den Walkampf scheiß egal
Der Wal hustet laut was kommt da denn raus
Es ist die fette Schwester von Klaus und Klaus
Auf die Frage warum er sie gefressen hat
Sagt er Dicke Titten Kartoffelsalat
Ole Ole Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Ole Ole Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Ole Ole Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Dicke Titten Ole Dicke Titten Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Dicke Titten Ole Dicke Titten Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Mit der Flinte im Arm und der Bürste in der Hand
Den Eimer auf dem Kopf stehn wir am Waldesrand
Doch was steht denn da hinten wir sehen da ein Reh
Auf in die Reha mein Kopf tut weh
Das Reh hustet laut was kommt da denn raus
Micaela Schäfer und sie zieht sich aus
Auf die Frage warum es sie gefressen hat
Sagt es Dicke Titten Kartoffelsalat
Ole Ole Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Ole Ole Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Ole Ole Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Dicke Titten Ole Dicke Titten Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Dicke Titten Ole Dicke Titten Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
DöpDöpDööö DööDÖöpDöpDööö
DöpDöpDööö DööDÖöpDöpDööö
DöpDöpDööö DööDÖöpDöpDööö
Ole Ole Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Ole Ole Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Ole Ole Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Ole Ole Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Dicke Titten Ole Dicke Titten Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Dicke Titten Ole Dicke Titten Ole
Dicke Titten Kartoffelsalat
Di
04
Aug
2015
by woerteralbum
Heute Abend am Bayou
treffen sie sich zum Voodoo.
In ihrem Topf rührt an Big Mama
höllisch scharfes Jambalaya,
wirft ein Püppchen mit hinein -
in New Orleans hört man wen schrei'n.
Dazu spiel'n sie Zydeco,
zucken Leiber, geht es zu,
wie man sich es sonst vorstellt
höchstens in der Unterwelt.
Ja, so will es das Klischee,
kennt man nur das Vieux Carré,
wo man in der Bourbon Street
schon seit Stunden doppelt sieht;
fantasiert, wie man halt spinnt
von Southern Comfort und Absinth.
Man kauft sich einen Lucky Charm,
denn es regt sich was im Darm:
Jambalaya! Schwer unwohl
ist dir vom scharfen Dish Creole,
den du viel zu hastig schlangst,
danach ungezügelt trankst.
Nein, es wird kein Kater später -
dir droht eher schon ein Gator!
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Di
04
Aug
2015
by woerteralbum
Weil wir klein und hinten stehen,
werden wir gern übersehen.
Doch obwohl wir so bescheiden,
kann uns mancher gar nicht leiden.
Du begegnest uns mitunter,
lädst du eine Software runter.
Behauptest, du hätt'st uns gelesen -
was vielfach besser wär' gewesen.
Stattdessen schreist du Ach und Weh -
entdeckst du uns, die AGB!
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Di
21
Jul
2015
by woerteralbum
Nie gehört und nie gegessen,
soll mich nun der Panhas stressen.
Nun wohlauf, ich bin dabei,
schreib' seit Jahren ahnungsfrei.
Was am Panhas sehr sympathisch:
Er ist kein bisschen vegetarisch.
Man zaubert ihn gottlob mit Hack,
und das zeugt schon von Geschmack.
Wurst und Speck darf auch hinein,
besser könnte es kaum sein.
Knochenbrühe, Schweineblut
machen ihn wohl auch recht gut.
Nun suche ich nach einem Koch,
der den Panhas mir bereitet.
Eine Frage hätt' ich noch:
Wo der Name sich herleitet?
Von der Pfanne, das ist jedem klar.
Doch nicht vom Hasen. Dies ist wahr:
"Harst", wer hätte das gewusst,
kommt vom alten Wort für "Rost"!
So ist am Panhas alles echt;
nein, er ist kein Falscher Hase,
wiewohl er ist ein Hackgericht,
wie's mir gern steigt in die Nase.
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So
19
Jul
2015
by woerteralbum
Beiß' mich, brenn' mich, mach' mich heiß!
Senge mir direkt ins Hirn!
Mein Blut kocht schon, und ich weiß:
Ich lege für dich ab den Zwirn,
gebe nackt und bloß mich hin,
weil dein Anbeter ich bin,
liebe Sonne, mein Gestirn!
Man dich viel zu selten sieht.
Doch nun stehst du im Zenit.
Im Radio, da hör' ich grad:
Du bringst heute 40 Grad.
Jedes davon will ich loben,
scheinst du weiter nur da oben.
Mein Balkon ist dein Altar.
Ich wünschte, du wärst öfter da.
Mögen and're auch ermatten,
sich verstecken, Schirme spannen -
ich lebte viel zu lang im Schatten,
werd' dich nicht von der Haut verbannen,
wird es anders auch geraten;
Sonne - heute will ich braten,
gut gesotten wie in Pfannen.
Rot und wund lieg' ich im Bett.
Wenn ich mehr Verstand doch hätt'!
Doch den hast du ja verbrannt.
Die Folgen sind weitum bekannt.
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Fr
17
Jul
2015
by woerteralbum
Heute mach ick mir janz schnieke.
Jeh nach Rixdorf, da is Schwof.
Uff mir wartet schon die Rieke,
der ick nochn Blümchen koof,
uffm Weech nach jwd,
wie ick so nach Rixdorf jeh.
Mir wird schon janz blümerant,
denk ick an Rieke und ihr Mieder.
Ick träume nie vom Ehestand,
dresche Skat und bin nich bieder.
Bin Eckensteher, bitteschön -
so könnt ihr mir am Bahnhof sehn.
Jibts nischt zu tun, kratz ick die Furche.
Ick penn im vierten Hinterhof,
teil die Pofe als Schlafbursche,
sauf mir in der Stampe doof.
Aber nu, nu jehts voran,
heut bin ick bei der Rieke dran!
Die Rieke, die is Kaltmamsell.
Ick saje: ran an die Buletten!
Und ick hoffe, dat se schnell
pussiert. Wollen wa wetten?
Det fänd ick dufte, knorke, schnieke,
mit dir, mein Puppchen, dolle Rieke!
Pampich wirste doch nich werden,
rück ick uff de Pelle dir?
Nee, ick will keene Beschwerden,
bis in de Puppen schwofen hier.
Rieke, komm, nu sei keen Aas,
jönn uns doch det bissken Spaß!
Etepetete kannste morjen.
Ick will nur den Abend borjen.
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Do
09
Jul
2015
by woerteralbum
Im Berlaymont, unten im Bunker,
hat verschanzt sich tief der Juncker;
gibt aus Durchhalteparolen,
führt Ferngespräche mit Athen.
Weiter oben kann man seh'n,
wie sich schon auf leisen Sohlen
Kommissare heimwärts machen,
packen ihre Siebensachen.
Im Lipsius, gleich nebenan,
ist seit Wochen Gipfel dran.
Dort wird niemand raus mehr holen
Staatschefs und Delegationen,
Journalisten, and're Drohnen.
Im Hintergrund sagen die Polen:
"Euro? Lasst mal stecken, Leute."
Tsipras verspricht was - nur nicht heute.
Im Charlemagne, gegenüber,
geht's nur drunter, kaum noch drüber.
Und man steckt dort schon verstohlen
in den Reißwolf Pläne A und B bis C.
Es ist Phantomschmerz, was tut weh.
Niemand holt mehr raus die Kohlen
aus dem Feuer, das entzündet,
weil Tsipras es so richtig findet.
(Orientierungshilfe: Berlaymont, Lipsius und Charlemagne sind die Namen von Gebäuden im Herzen des Brüsseler Europaviertels. Im Berlaymont residiert die Europäische Kommission, im Lipsius der Europäische Rat, im Charlemagne sind Eurokraten-Büros untergebracht.)
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Mo
06
Jul
2015
by woerteralbum
Gestern Abend, es war spät,
fiel aus Elektrizität
bei mir, rundum, im ganzen Haus.
Oder war es die Elektrik?
Es entstand jedenfalls Hektik,
denn es war ja vieles aus.
Lehrreich, wenn man merken kann,
wie man ohne Strom ist dran.
Wenn nichts mehr fließt von Pol zu Pol,
zwischen An- und Kathioden
die Ionen nicht mehr toben,
befindet man sich nicht recht wohl.
Unterm Kühlschrank diese Pfütze.
Das Internet? Zu nichts mehr nütze.
Kerzen hab' ich nicht gebunkert.
Im Hausflur Zettel vom Vermieter:
"Wird behoben." Doch ich nie mehr
glaub', was der so gerne flunkert.
Stille, Düsternis fällt nun herab.
Ich noch 'ne Taschenlampe hab'.
Mit der geh' ich bald ins Bett,
lese wie als Kind halt früher,
zieh' mir sogar die Decke über -
find' den Blackout plötzlich nett.
Zahlt für Strom man auch Unsummen:
Fällt er mal aus, ist's ein Jungbrunnen.
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Sa
04
Jul
2015
by woerteralbum
Gewitter, komm'! Besorg' es mir!
Klopfe brausend an die Tür!
Der Tag war heiß, die Nacht ist lau.
Und wenn ich auf den Garten schau',
denk' ich, er hätt' nichts dagegen,
kämest du mit starkem Regen.
Während man noch sinnend guckt,
hat schon der erste Blitz gezuckt.
Da noch einer! Drüben auch.
Aus, vorbei jetzt mit Gluthauch!
Die Luft, noch eben prall und schwer,
lastet nun auf uns nicht mehr.
Sie riecht wie Moos,
bläst Kerzen aus.
Und ich finde das famos,
mache mir nichts draus.
Es tropft, es plattert. Donner grollt,
als hätte Zeus es so gewollt.
Ich auch, wiewohl kein Gott;
ging schon vor Hitze schier kaputt.
Jetzt regne auf mich und erquicke -
doch nicht zu lang! Zur Wochenmitte
hätt' ich's gerne wieder heiß,
dieweil ich bald nach Hessen reis'.
Dort sitze ich in Open Air,
will den Regen dann nicht mehr,
Lieber Gott, oh Unser Vater,
in Hersfeld im Freilichttheater.
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Fr
03
Jul
2015
by woerteralbum
Auf dem Karton ein schönes Bild.
Innendrin liegen ganz wild
1000 Teile kreuz und quer.
Ich schütt' sie aus und nehme her
die Mülltüte, da geh'n sie rein.
Schöner kann puzzeln nicht sein.
Ich scan das Bild, weil's mir gefällt.
Häng's dann auf, sage der Welt:
Viel im Leben ist vergeblich.
Deshalb auch und niemals leg' ich
so ein Puzzel vor mich hin,
sehe darin keinen Sinn.
Ich pack' nicht gern Geschenke ein,
hebe niemals auf 'nen Stein,
weil mehr davon man sammeln könnt'.
Nein, das ist mir nicht vergönnt.
Alles dies, das tu ich nicht.
Weil's mir an Geduld gebricht.
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Do
25
Jun
2015
by woerteralbum
Da war heut' was beim Treppensteigen,
in der Hüfte und am Bein.
Kam noch gut rauf,
doch wird sich zeigen:
Wie geht's in 20 Jahren heim?
Hab' mal gezählt: sind 30 Stufen.
Auf dem Absatz steht kein Hocker.
Dort werd' ich einst den Nachbarn rufen.
Der macht mir dann das Mieder locker.
Wenn ich wieder atmen kann,
dank' ich artig, wirk' verwirrt.
Mach' mich zu einer Reise auf;
sind die nächsten Stufen dran -
hab' mich prompt in der Tür geirrt.
Danach muss ich im Bett nur bleiben.
Sie schieben es durchs Hospital.
Ich träum' derweil vom Treppensteigen,
wie leicht es war, und wie ich mal
drei Stufen zugleich nur nahm.
Ich strample arg, werde fixiert.
Man sagt, dass ich nie wieder lauf'.
Und macht mich mit Tabletten zahm.
Wohin die letzte Treppe führt,
weiß ich nicht, betret' sie gern.
Fest steht wohl: Sie reicht sehr fern.
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Mo
15
Jun
2015
by woerteralbum
Das Internet fiel neulich aus.
Da wurde es sehr still im Haus.
Weil Musik, wie's sich geziemt,
bei mir daheim wird nur gestreamt.
Der NSA war es ein Graus -
es drangen keine Daten raus.
Drum war sie völlig aufgeschmissen,
versammelte kein neues Wissen.
Zum Glück war alles bald normal,
überwacht und digital.
Ich lud gleich runter eine App
für den allerneu'sten Crap.
In mir erhob sich selig Jubel:
Gott ist groß - noch größer Google!
Ich hätte gern im Hirn 'nen Chip,
der geht dann ohne Netzwerk mit
mir auf allen meinen Wegen -
ich würd' geborgen mich hingeben.
Mein Puls gehört der iWatch schon,
die spornt mich an beim Marathon.
Auch für die Seele wär' was geil,
irgend so ein and'res Teil.
Apple, Android, mir egal,
Hauptsache, 's ist digital.
Silikon ist meine Wahl,
in hoher Brust, in tiefem Tal.
In Kalifornien dort, im Valley,
macht man aus mir frei nach Shelley
einen modernen Frankenstein.
Der fährt nur noch mit Uber heim,
braucht höchstens Facebook, keine Zeitung;
hat bloß ein Smartphone statt Standleitung.
Analog war ich ein Schmuser.
Heute bin ich Early User!
Vor mir liegt ein Blatt Papier.
Das hat nichts mehr verloren hier.
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Do
11
Jun
2015
by woerteralbum
Im Allgemeinen ist's in Plön
beschaulich, friedlich und sehr schön.
Der See und die Natur betören.
Lärmen tuen sonst nur Gören;
was man gerne ja hinnimmt,
vor allem, ist's das eig'ne Kind.
Am See, da sitzen oft die Alten,
sofern Sonne ist vorhanden.
Dort tauchen manchmal auf Gestalten,
die sie selten hier vorfanden,
die um den See nicht zitternd geh'n,
sondern gern das Gas aufdreh'n.
Die mit Maschinen kräftig röhren.
Und ich sag' euch, ich könnt' schwören:
Mancher Tattergreis geschwind
am Bike-Weekend zum Leben find't.
Schleicht in Plön mit seinem Stock
auf Wegen, die sorgsam geharkt,
sehnsuchtsvoll um einen Bock,
den ein Biker dort geparkt.
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Mo
08
Jun
2015
by woerteralbum
Mir da was vom Herzen fiel.
Ich glaub', es war ein Meilenstein.
Der zeigt nicht an, wo's weitergeht.
Er im Nirgendwo wohl steht.
Abzulesen ist, wie viel
war zu zweit. Nicht, wo allein
der Weg hinführt,
unverstanden, unberührt.
Ich muss jetzt deine Decke falten,
mit scharfen Kniffen, möglichst klein.
Soll ich sie in Ehren halten?
Wozu, warum? Ich pack' sie ein.
Geb' sie später in den Müll.
Wohl wissend: Sie gehört da rein.
Es ist nicht so, dass ich das will.
Es scheint mir sogar gemein.
Ich mein', sie riecht noch schwach nach dir.
Jedenfalls hat's den Anschein.
Ich bring' sie morgen vor die Tür
und wein' mich in den Schlaf hinein.
Ich heute aufstand, wieder fiel
über diesen Meilenstein,
der mir arg im Weg doch steht.
Ich hab' mich an ihm hingelegt,
mit deiner Decke - es ist kühl.
Jetzt warte ich. Fällt dir was ein?
Ach so, das Ganze dich geniert.
Ich wünsch' dir was - von wo's mich friert.
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Mi
03
Jun
2015
by woerteralbum
Worauf sagt man "sapperlot"?
Reimt es sich auf "Gott ist tot"?
Oder nur auf "tot ist Gott"?
Wie auch immer: sapperlot!
Denn es bedeutet, wie ich seh':
"Sacre nom (de Dieu)".
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Mi
03
Jun
2015
by woerteralbum
Der Jäger, er hat sein Latein.
Manch and're Zunft findt's fein,
mit ihresgleichen zu verkehren,
als ob die and'ren Luft nur wären.
Der Handwerker findet Versteher,
spricht er nur vom "Schraubendreher".
"Besitz ist noch kein Eigentum",
sagt der Jurist, kennt kein Vertun.
So sind sie alle gern vom Fach.
Und geben dir sofort aufs Dach,
red'st du laienhaft daher,
denn ihr Wissen wiegt sehr schwer.
So schwer, dass es dich schier erdrückt,
was erwünscht ist und oft glückt.
Der Jurist kann zwar nicht schwimmen,
der Handwerker kein Banjo stimmen.
Sie sind wie du im Grunde simpel.
Dafür haben sie viel Dünkel.
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Di
02
Jun
2015
by woerteralbum
Heute mal Experiment:
ein wenig Lyrik vorm Büffet.
Wer für sie kam, gewisslich log.
Lyrik sonst ja eher hemmt.
Sie schläfert ein - herrje:
Der Tag war lang. Es lockt der Trog.
Verse stehen da im Weg.
So wie Reden und dergleichen.
Doch dann: Applaus, Belustigung.
Es trauten sich auf dünnen Steg
Dichter, die nicht zu vergleichen.
Hier mal zur Bestätigung:
Ihr machtet: wam!
Danach noch: bam!
Aufgewacht: Poetry Slam!
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Fr
29
Mai
2015
by woerteralbum
Stur, beratungsresistent,
nichtsnutzig, impertinent
kocht mein Kocher, wie er will.
Egal ob ich ihn sorgsam füll'
mit Wasser, achtend auf den Eichstrich -
das Ergebnis immer gleicht sich:
Will ich's Ei weich, dann bleibt es roh.
Will ich es hart, ist's ebenso.
Dem Kocher ist es einerlei,
er kann nur weichgekochtes Ei.
Sehr weich, sehr flüssig, so wie Rotz,
worüber ich erbittert motz'.
Zum Mond ließ uns die Technik fliegen,
doch für ein Ei will's nicht genügen!
Also per Hand.
Ist ja bekannt,
wie ein Ei wär' zu bereiten,
man muss beachten nur Kochzeiten.
Der Kocher fliegt zum Fenster raus.
Ich mach das Wasser zu früh aus.
Bin halt auch nicht fehlerfrei,
entnehme ihm ein weiches Ei.
Das passt nicht gut auf den Salat.
Geplant war es doch eher hart.
Ich folg' dem Kocher durch das Fenster.
Es begrüßen mich Gespenster
dort, wo's hart ist, niemals weich.
Der Rotz war besser im Vergleich.
Im Höllenpfuhl koch' ich nun aus.
Und niemals nimmt mich jemand raus.
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Do
28
Mai
2015
by woerteralbum
Seit 40 Jahren glaubt er dran,
dass sich noch was verändern kann.
Niemals wird er je begreifen:
Das geht nicht mit Trillerpfeifen.
Sie ist Ministerin. Das passt.
Einst, da wurde sie geschasst,
kroch unter schnell bei der IG.
Man kennt sich halt und hilft sich eh.
Einer streikt die Bahn kaputt.
Sein Dashboard ist ganz aus Perlmutt.
Sie alle gaben ihre Tatkraft
oft und gern Mutter Gewerkschaft.
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Do
28
Mai
2015
by woerteralbum
Ich schau' dir ins Idiotenauge.
Dein Stummelschwänzchen regt sich nicht.
Ich lang' verstohlen nach dem Stein.
Du mümmelst letztmals, wie ich glaube.
Ich will, dass bald dein Auge bricht.
Meine Bedenken sind da klein.
Du bist ein nutzlos böses Tier,
bereitetest viel Schaden mir,
wühlst und gräbst und rammelst fleißig.
Schlag' ich dich tot, nehmen bald 30
deiner Art die Stelle ein.
Ist mir egal! Ich werf' den Stein.
Nicht mal zu Ostern mag ich dich.
Ich hasse deine langen Ohren.
Die Stupsnase, die hass' ich auch.
Der Steinwurf fehlt. Ich mache mich
mit dem Messer zum Durchbohren
deines Hasenherzens auf;
erahnend, dass du bist zu schnell.
Die Sonne wirft Gold auf dein Fell.
Hübsch, unschuldig scheinst du nun.
Doch ich, ich kenne all dein Tun!
You are a devil in disguise,
wie der leidgeprüfte Camper weiß.
Drum ist dein Dasein terminiert,
du Quelle meines Unbehagens.
Karnickel, heute bist du dran!
Zu oft hast du unterminiert
den Standort meines Tabbert-Wagens.
Ich nehme, was ich kriegen kann:
Luftgewehr, die Zwille,
Giftgas oder Todespille;
Gartenschlauch in deinen Bau,
rundum einen Drahtverhau.
Hilft das nicht, vertilg' ich gar
dich und die Deinen nuklear.
Karnickel, aller Plagen Wirt,
verreck', verende, bitte stirb!
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Mo
18
Mai
2015
by woerteralbum
Einst, es war zu Ninive,
erhob im Volk sich großes Weh:
"Der Gesalbte, unser König,
kümmert sich um uns zu wenig.
Baut eine große Zikkurat,
doch vernachlässigt die Stadt.
Gib uns Brot, Herr, und Bier auch,
füll' nicht nur den eig'nen Bauch!"
Der König, er hörte mitnichten,
ließ Rädelsführer schnell hinrichten.
Stellte die Köpfe aus am Tor,
regierte dann so wie zuvor.
Die Zikkurat, sie wuchs sehr hoch.
Der Zorn des Volks wuchs höher noch.
Bis es sich fasste Mut und Spieß,
den König daran zappeln ließ.
Zu Ninive, wo es war heiß,
trug das Volk nur noch Schneeweiß.
Die Farbe, sie war vorbehalten
zuvor dem König, dem Gesalbten,
der so tödlich ging zu weit.
Daran denkt, wenn ihr euch heut'
Salbe schmiert auf euren Leib,
mit Nivea euch einreibt.
(Erklärungsapparat: Nivea = "die Schneeweiße")
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Mo
18
Mai
2015
by woerteralbum
Wenn ich mal in die Hölle komm'
(die Chancen dafür steh'n recht gut),
gibt mir eines frischen Mut:
Ich treff' dort von der Belgacom
gewiss so manchen Mitarbeiter.
Die Aussicht darauf stimmt mich heiter.
Die frag' ich dann, was sie sich dachten,
als den Vertrag sie mit mir machten.
Internet gibt's dienstags mal,
so etwa zwischen Acht und Zehn.
Und willst du auch noch TV seh'n,
mit Kanälen ohne Zahl,
dann stellst du fest:
Ein kleiner Rest
davon ist manchmal auch empfangbar.
Man ist ja schon für wenig dankbar.
Telefonieren geht famos.
Naja, vorwiegend um die Ecke.
Was in der Rechnung ich entdecke,
wirft auf die Frag': Wie kommt das bloß?
Doch will ich hier nicht lange jammern.
Ich hoffe auf die Höllenkammern.
Bei guter Führung werd' ich Kapo.
Und röst' euch selbst, mit viel Dacapo.
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Mo
18
Mai
2015
by woerteralbum
Ich bin ein Freund- und Feindversteher.
Und ich benutze oft Nivea.
Ich mag es gerne weich und schmierig,
das Leben ist mir sonst zu schwierig.
Ich neige niemals zum Extrem.
Ich steh' auch auf Penatenkrem,
bereit' mit ihr den Eintritt vor,
wenn manchen After ich durchbohr',
ganz sacht und völlig kriecherisch.
Man sagt, ich sei drum widerlich.
Mir ist's egal, ich fahre gut
und meide ständig jeden Mut.
Einen Standpunkt hatt' ich nie -
darin besteht ja mein Genie!
Buckle devot, ohne zu klagen,
habe keinesfalls je Fragen.
So nick' ich ab,
bis in mein Grab,
an dem wahrscheinlich niemand weint.
Dabei hab ich's nur gut gemeint.
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Mo
18
Mai
2015
by woerteralbum
Manches Wort ist nicht mehr recht.
Zum Beispiel auch das Wort "Geschlecht".
Weshalb ich es hier veränder',
fortan nur noch red' von "Gender".
Damit komme ich - sogar als Mann! -
in manchen Kreisen recht gut an.
Mein Schwanz, er ist wie ich verklemmt,
damit er vorn nicht garstig hängt.
Oder steht, was Gott verhüte.
So läuft's sich schlecht, doch meine Güte:
Der Fortschritt Opfer stets verlangt.
Für den tu ich allerhand.
Finde ich ein freies Klo,
sitze ich drauf sowieso.
Richte meinen dünnen Strahl
stehend nur ins Urinal.
Fühl' mich dabei ein bisschen schuldig.
Ich bin halt manchmal ungeduldig.
Ja, meine Blase drückt mich oft.
In fremdem Haushalt, unverhofft,
lese ich auf der Toilette,
der Notdurft- und Erziehungsstätte,
auf die ich mich bisweilen stehl':
"Setzen, Mann!" - Mir ist's Befehl.
Daheim, vor meinem eig'nen Becken,
steh' ich danach und darf ihn recken,
schütteln und im Kreis rumdreh'n,
in hohem Bogen mich vergeh'n.
Herrje, am schönsten ist's zu Haus!
Doch geh'n die Flecken nie wohl raus.
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Do
14
Mai
2015
by woerteralbum
Denk' über dich als Mosaik.
Lieg' mit dir selber nicht im Krieg,
wenn ein Teil ganz außen liegt,
das Gesamtbild zwar verbiegt,
aber doch zu dir gehört.
Betrachte es ganz ungestört.
Es muss nicht immer alles passen.
Du darfst auch Distanz zulassen,
zwei Schritte zurück dich trauen,
staunend auf dich Kunstwerk schauen.
Erst dann hast du den Überblick,
nimmst vielleicht kein Teil zurück.
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Di
12
Mai
2015
by woerteralbum
Moonlight shines, the sky is fair.
A scent of lilies in the air.
Tidal waves rush to the shore.
Pleasantly breezes away
what torched us as the heat of day.
Who could ever ask for more?
Well, one more Pina Colada.
Troubles? Sorrows? Nada -
at Curacaos hottest nightspot,
where cocktails are within your reach.
Yes, I mean Kokomo Beach!
Anything better? I do think not.
(Ja, das könnt ihr gerne mal nachschlagen: Kokomo Beach, Curacao, Full Moon Party)
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Mo
11
Mai
2015
by woerteralbum
Neulich kommt zu mir der Kurt.
Und er sagt zu mir, absurd
komme ihm sein Leben vor.
Also leih' ich ihm mein Ohr.
Ja, sagt er, das mit den Frauen
will bei ihm nicht recht hinhauen.
Darauf bin ich sehr betroffen.
Und denke mir: Es steht zu hoffen,
dass der Kurt schnell wieder geht.
Doch dafür ist es nun zu spät.
Also, sagt er, Hannelore
schwitzte zwar aus jeder Pore,
war im Bett aber recht gut.
Doch sofort packt ihn die Wut,
ging doch dieses miese Stück
schnurstracks zu dem Ex zurück.
Ein Reinfall war auch Monika.
(Wie lange bleibt der Kurt noch da?)
Und Eva, Inge sowieso.
Ich flüchte mich erstmal aufs Klo.
Durch die Tür hör' ich ihn schrein,
er haut gleich alles kurz und klein
aus Zorn über Angelika,
die eigentlich ein Engel war.
Er ist halt manchmal sonderbar,
mein Freund, der Kurt;
und was er redet, klingt absurd,
aber ist doch wirklich wahr.
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Fr
08
Mai
2015
by woerteralbum
The first, the last - Eternity!
Ich verstand den Snap-Song nie.
Was will uns das Liedchen sagen?
(Wer's nicht kennt: mal UTube fragen!)
Und was verspricht uns Calvin Klein?
Wird nie leer das Fläschchen sein,
in dem er liefert seinen Duft?
Ich glaub', er lügt glatt, dieser Schuft!
So prüfe, wer sich ewig bindet,
ob bess'rer Sound, Parfüm sich findet.
Denn recht kurz ist doch das Leben,
auch wenn wir nach Aufschub streben.
Ein garstig Ding ist ja die Zeit,
sie bleibt in alle Ewigkeit.
Wir nicht, da gibt es kein Vertun.
Wenn wir dann einst im Grabe ruh'n,
beschwer'n wir uns bei Calvin Klein.
Erfolgsaussichten: eben klein.
Und Snap, schlug zu Final-Ermattung,
auf keinen Fall je zur Bestattung!
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Do
07
Mai
2015
by woerteralbum
Die Zugkarten in meiner Tasche,
die verbrenn' ich jetzt zu Asche.
Im Bus drängt sich wer an mich ran,
der nicht mehr S-Bahn fahren kann.
Hört! Es gellt durchs Land ein Schrei:
"Hau' den Lukas - oder Claus!
Schmeißt Weselsky endlich raus!
Lasst uns reisen sorgenfrei!"
Doch der Oberstreikanführer
denkt sich: "Mir, dem Claus, kann keener!"
Und während alles er vergeigt,
plant er schon den nächsten Streik.
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Mi
29
Apr
2015
by woerteralbum
Es wohnen ja nun stets doch, ach,
nicht nur die Typen unten, machen Krach,
sondern, ihr habt's schon gewusst,
zwei Seelen auch in uns'rer Brust.
Wie damit umgeh'n?
Wie nach vorn seh'n,
wenn von rückwärts schickt der Schmerz
den Blick bestimmt nicht himmelwärts?
Und man doch zeitgleich denkt: Zum Lachen
ist, was Umstände und Leute machen
mit dir und deinem kleinen Menschsein.
Drum schenk' dir etwas roten Wein ein
und entscheide diesen Machtkampf:
Verkrampfe nur für einen Lachkrampf.
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So
26
Apr
2015
by woerteralbum
Was ich noch zu singen habe,
ist das Loblied der Roulade.
Liege ich dereinst im Grabe,
soll auf dem Stein dort stehen: "Schade.
Jetzt gibt es wohl nie mehr Roulade."
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Sa
25
Apr
2015
by woerteralbum
Heute bleibt die Küche kalt,
zerhau'n hat sie die Staatsgewalt.
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Do
23
Apr
2015
by woerteralbum
Strenge Erzengel der Macht,
habt ihr euch kaputtgelacht?
Guckt mal, der hat 'nen Fahrradhelm!
Die Leiter an den Schrank ranstell'n!
Wie süß, ein Foto wohl von der Mama!
Die ist bestimmt ja nicht mehr da.
Besser so! Wer so was brütet,
'nen Schurken, der zu lang behütet,
der soll verfaulen doch im Grab!
Nun schaut mal her, was ich hier hab':
Tabaksdose, Blättchen auch,
wozu der sie wohl noch gebraucht?
Den Hund herbei! Der soll mal schnuppern!
Mittagszeit, erstmal was futtern.
Im Kühlschrank sieht's ja öde aus.
Ja, trag' du mal das iPad raus!
Schau an, hier ist ein Autoschlüssel.
Den Spülkasten und die Kloschüssel
inspiziert der Praktikant.
Zu blöd, dass man rein gar nichts fand.
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Do
23
Apr
2015
by woerteralbum
Meinen Papa niemand stoppt,
er hat den allerbesten Job.
Er steigt bei andern Leuten ein,
seine Bedenken sind da klein.
Denn er wird nie dafür belangt,
der Staatsanwalt ihm sogar dankt.
Jedes Handtuch auf den Boden!
Die Schubladen weit aufgezogen!
Und wenn man auch ein Schloss erbricht -
ist ganz egal: Hier stimmt was nicht!
Wer so viele Handys hat,
der ist verdächtig und aalglatt.
Das ganze Zeug kommt in den Sack.
Und macht der Kerl sich in den Frack
oder reißt gar auf sein Maul,
dann ist gewiss was oberfaul.
Da wird mein Papa manchmal barsch
und scheißt zusammen diesen Arsch.
Liegt selbst mein Papa mal daneben -
beim Hobeln fallen Späne eben.
Na klar, mein Papa wird verflucht,
weil er halt so gut durchsucht.
Wenn ich mal groß bin, ist auch klar!,
dann werd' ich wie mein Herr Papa.
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Di
07
Apr
2015
by woerteralbum
Fr
27
Mär
2015
by woerteralbum
Reisehöhe, alles klar.
Kein Hindernis auf dem Radar.
Es sitzt leider neben dir.
Gestern trankst du mit ihm Bier.
Gar nicht viel, morgen früh raus.
Doch musst inflight du treten aus.
Kurz danach bist du schon tot.
Es war der falsche Co-Pilot.
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Do
26
Mär
2015
by woerteralbum
Im Frühtau zur Leber wir zieh'n.
Die Niere voran, die Milz hinterdrein.
Erklimmen der Darmzotten Höh'n,
bis tief in den Anus hinein.
Wanderorgane sind wir,
gestern noch dort, heute schon hier.
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Do
09
Mai
2019
by woerteralbum
"Heimat", sagst du. Wo ist das?
Ist's, wo Mutter dich gebar?
Wo man einfach lange war?
Und dein Name noch gut klingt,
man in deiner Sprache singt?
Du kehrst zurück, erwartest was.
Und alle Straßen sind vertraut,
doch leider auch total verbaut.
Den alten Bäcker gibt's nicht mehr.
Kuchenkrümel - lange her.
Der Kiosk mit den Groschenheften
und was man kannte an Geschäften -
eingeebnet, runderneuert,
durchgestylt und stark verteuert.
Hier hast du Taschengeld gezählt,
Brausepulver dann gewählt.
Und später kam der erste Kuss -
weil das nun mal so kommen muss.
Das war da hinten, sie stand steif.
Im Haar, da trug sie einen Reif.
Und gleich danach die Zigarette,
die man heut' gern gelassen hätte.
Es ist dort nur, wo wir mal freiten,
ein ödes Band von aufgereihten
Mülltonnen und Abstellraum.
Doch wir, wir standen unter einem Baum.
Ich seh' ihn noch, ich seh' auch sie.
Später trafen wir uns nie.
Ich schaue auf die alte Stelle,
wo wir uns küssten auf die Schnelle.
Sie ist so gar nichts, diese Freistatt.
Macht nicht viel her, ist dennoch Heimat.
Mi
17
Okt
2018
by woerteralbum
Ein rechter Hund - zumal wenn deutsch -
ist sitt- und folgsam, geht bei Fuß.
Er macht nur, wenn gewünscht, Geräusch:
schlägt an. Wedelt sonst stumm zum Gruß.
Kläfft niemals; kackt nicht, sondern "löst" sich.
Sein Halter klaubt die Losung auf.
Ein Hund, der döst gern, doch bewacht dich.
Er hört auf "Sitz!" und "Platz!" und "Lauf!".
Und er schleckt dir oft die Hand,
sei er ein Mastiff, Dackel, Pudel;
ist mit den Wölfen ja verwandt,
weiß drum, wer der Chef im Rudel.
Ein Hund ist Zeitvertreib und nützlich,
ein bester Freund, so treu wie stet.
Er liebt und ehrt und auch beschützt dich,
durch Dick und Dünn er mit dir geht.
Als Gebrauchshund Stab der Blinden,
Retter aus Lawinennot,
kann er Bebenopfer finden,
erschnüffelt im Gepäck das Dope.
Dem Waidmann und auch dessen Frau
apportiert er Beute hurtig,
stellt Fuchs und Dachs in ihrem Bau -
unerschrocken, todesmutig.
Kannst auf ihn setzen, sogar Geld!
Nicht nur zieht durch Schnee er Lasten,
sondern auch als Windhund schnellt
zum Leistungssport er aus dem Kasten.
Er mag dich so. Du bist die Sonne,
um die er kreist und springt und tollt.
Er lässt sich kraulen voller Wonne
und hat dich immer schon gewollt.
Will von dir lernen, dich pläsieren;
ist weder Sklave noch Helot.
Er ist gewiss von allen Tieren
das folgsamste, doch nicht devot!
Stöberprüfung macht er mit,
die Aufgabe, sie ist ein Spiel.
Und ja, er folgt auf Schritt und Tritt.
Verlange aber nicht zu viel.
Richte ihn nicht ab und hin.
Sei nicht zu streng und nicht zu mild.
Gib ihm seinen Platz und Sinn.
Und manchmal lass das Haustier wild.
Gestatte niemals ihm dein Bett.
Füttere ihn gut, nicht fett.
Und wenn dann seine Zeit gekommen,
dann hast du ihn dir selbst genommen.
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Sa
01
Sep
2018
by woerteralbum
Sieben Burgen
Die Erste Burg: früher Versuch.
Man wob statt Leinen- Leichentuch.
Die Zweite Burg: Man fasste Fuß,
erkannte sich am deutschen Gruß.
Der wurde später neu erfunden.
Das waren dann die dunklen Stunden.
Die Dritte Burg: Man hat Verkehr.
Untereinander, bittesehr.
Auch mit dem Orient, wenn nütze;
vor dem der Herrgott uns sonst schütze.
Die Vierte Burg: Der Türke kommt!
Zur Wehrkirche, wer kämpft und frommt!
Auf die wilden, fremden Scharen
rollt Felsblöcke, sonst Janitscharen
der Bruder, Sohn und alle werden,
die sich jetzt nicht verbissen wehren!
Die Fünfte Burg: Es ist erreicht.
Man hat sein Auskommen vielleicht.
Jenseits der Wälder: Wallachei.
Am Ortsrand: Zigan, vogelfrei.
In den Bergen Schafe, Hirten,
die mit Palukkas dich bewirten,
dabei reden viel vom Vlad.
Man weiß, wie der gewütet hat.
Wo so viele Stämme wohnten
und so viele Herrscher thronten,
rauscht das Wasser wild und klar.
Spült hinunter, was mal war:
viele Fluchten
durch die Schluchten.
Die Sechste Burg heißt k. und k.,
Palatschinken, hussassa!
Nach Anschluss völkisches Hurra.
Dann dreht sich was, wird Golgatha.
Erst will der Russe seine Rate.
Den Rest nimmt die Securitate.
Die Siebte Burg, sie ist verwaist,
altes Erbe längst vergreist.
Neues Geld kommt in das Land.
Wem es nützt, bleibt unbekannt;
Hauptsache, es kommt nur her!
Im Wald herrscht immer noch der Bär.
Vorm Penny-Markt betteln Zigeuner,
treten nach 'nem Hundestreuner.
Den rächt der Wolf, wenn's ihm gefällt,
weshalb man ihm noch Fallen stellt.
Die sind verboten, steht geschrieben.
Wen kümmert es? Durchs Dorf getrieben,
halten Schafe, Büffel auf
jedweden Verkehrsverlauf.
Sie stehen wie die Zeit ganz still,
auch wenn ihr Hirte es nicht will.
Schalte zurück für Mensch und Vieh
und zähme deinen SUV.
Fahr langsam in die Stadt hinein.
Es sagt dir Jemand, sie sei Sein.
Du glaubst es, doch scheint dir gering,
dass anders heißt Klein/Großer Ring.
"Gestohlen" sei die Stadt, sagt Sie.
Du schweigst, denn so sahst du es nie.
Sie mag verwirrt sein vom Verkehr -,
den gab es damals ja nicht (mehr).
Sie dennoch jeden Durchschlupf kennt,
alles beim deutschen Namen nennt:
Vanillegasse, Lügenbrücke.
Doch heute klafft da manche Lücke.
Gen Dicken Turm der Schulweg ging,
dann quer über den Großen Ring.
Kastanien säumten einst den Pfad.
Es steht noch eine akkurat.
Die Stadt, sie heißt wie immer noch,
nur eben auf dem Ortsschild doch
Hermannstadt
an zweiter Statt.
In Sibiu liegt manches brach.
Das tut sehr weh, gibt man dem nach.
All dies ist nur Vergangenheit.
Man weiß das, denn man ist gescheit.
Und muss doch denken, wie es wär'
mit alledem, was ist nicht mehr.
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Mi
20
Jun
2018
by woerteralbum
Mit Geburtsort Bielefeld
hat man‘s schwer in dieser Welt.
Wo man hinkommt, heißt es nur:
Von dieser Stadt gibt‘s keine Spur.
Teures, schönes Bielefeld!
Für ein Phantom dich jeder hält.
Doch kann das keinesfalls ja stimmen,
denn ich kann mich recht gut entsinnen
an Kindheitsglück in Bielefeld,
wo mir die Wiege hingestellt.
Soll ein Hirngespinst das sein?
Schöner, aber eitler Schein?
Mit dir, oh liebes Bielefeld,
mein ganzes Leben steht und fällt.
Bist du nur Trug, bin ich es auch.
Ich fühle aber tief im Bauch:
Du existierst, mein Bielefeld!
Ich leugne deiner für kein Geld
und klage an voller Verstörung
die üble Bielefeld-Verschwörung.
Doch gestern twitterte der Trump,
du seist ihm gänzlich unbekannt.
Das war's dann wohl, mein Bielefeld.
Dein, mein Urteil ist gefällt.
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So
10
Jun
2018
by woerteralbum
Im Ballhaus ist heut Totentanz.
Morbide ist die Diskrepanz
zwischen Verfall und Mummenschanz;
was man hier sieht, glaubt man nicht ganz:
Graf Dracu hat sich festgesaugt
an einer bleichen Teufelsbraut,
die ist schon ziemlich ausgelaugt
und gibt von sich keinen Laut.
Jekyll tanzt zum Zeitvertreib
nur mit sich selbst und nennt sich Hyde.
Ein Geist, der sich einst selbst entleibt,
fortwährend nach mehr Weingeist schreit.
Es dreht der alte Frankenstein
dem Monster noch 'ne Schraube rein.
Das Monster fühlt sich so allein,
denn es fängt sich nur Körbe ein.
Elvira, Mistress of the Dark,
hat ihm schon dreimal abgesagt,
als es zum Tanze sie gefragt.
Die Ablehnung am Monster nagt.
Zwei Zombies, im Gesicht voll Ruß,
tanzen zärtlich Klammerblues -
zu eng, denn als sie ausgeschmust,
sind ihre Nasen nur noch Mus.
Ein Wiedergänger ist verwirrt,
hat in der Drehtür sich verirrt.
Am Eingang hat fest angeschirrt
den Rausschmeißer der Ballhauswirt:
Der ist ein echter Höllenhund,
ihm steckt ein Menschenbein im Schlund.
Das hat beruflich seinen Grund,
denn g'rade erst vor einer Stund'
musste er den Eintritt wehren
frechen, hippen Menschen-Gören,
die dachten, dass sie furchtlos wären,
doch nicht zum Gästekreis gehören.
So feiert man und tut sich gut.
Es trägt stark bei zum Übermut,
dass durch den Saal nun sickert Blut.
Nur das Monster bebt vor Wut,
voll Ingrimm auf den Meister schaut,
denn der versprach ihm eine Braut.
Frankenstein sie ihm schnell baut,
als unheilvoll der Morgen graut.
Zombie-Abfall ist noch da;
vergilbt aus Alexandria
Mumienreste, so lala.
Daraus entsteht ein Cha-Cha-Cha
mit dem Monster, dem die Braut,
aus Einzelteilen aufgeklaubt,
nunmehr alle Sinne raubt,
dabei etwas ranzt und staubt.
Eng sie sich ans Monster schmiegt,
sich in seinen Armen wiegt.
Doch die Zeit, sie nun versiegt,
man hat sich allzu lang vergnügt.
Die Geisterstunde ist zu Ende,
man reicht sich Klauen, Pfoten, Hände.
Graf Dracu trägt den Sarg nach Haus',
der ganze Spuk ist beinah' aus.
Noch mit dem Monster sinniglich
die Braut wollüstig windet sich.
Sie will es hier, sie will es jetzt.
Das Monster hat sich arg verschätzt.
In sein Glück bricht Diskrepanz,
so schön auch war der Liebestanz:
Frankenstein vergaß glatt ganz,
es auszustatten mit 'nem...
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