Kur. Schatten.

by woerteralbum

 

In so mancher alten Ehe

wird Beschwernis oft die Nähe

zu dem lang geliebten Gatten.

 

Man hört das Ticken einer Uhr;

fragt sich: Wohin gingen nur

die schönen Zeiten, die wir hatten?

 

Also fasst man den Beschluss,

dass sich etwas ändern muss.

Ein wenig Abstand wär vonnöten,

wofür Reisen sich anböten.

 

Diesmal nicht ins Ferienhaus,

jeder sucht sich selbst was aus!

Das kann man sich schon mal gestatten.

 

Es plagt auch manches Zipperlein,

man hat Angst vorm Pflegeheim,

will nicht allzu früh ermatten.

 

Sich an Heilquellen erlaben,

promenier'n in Baden-Baden,

Physio und Fasten,

Geist und Körper mal entlasten:

 

Dazu rät der Arzt seit Langem,

um Gesundheit zu erlangen.

Und so geht der Plan vonstatten:

 

Wer jahrelang zusammen fuhr,

geht nun mal getrennt auf Kur.

Plötzlich nähert sich ein Schatten,

 

mitten in dem Sonnenschein,

den man genoss im Park allein,

unterm Ahorn auf der Bank.

Man gibt nach und fühlt sich krank,

 

kränker, als man vorher schien.

Weiß ja nicht: würde verzieh'n?

Kommt nach Haus', hält erst den Mund.

Genießt fortan jede Stund'

 

in der Sonne mit dem Gatten,

hält seine Hand und meidet Schatten.

Es fassen beide gleichzeitig

sich ein Herz: Heut' beichte ich,

 

dir, mein Schatz, was ich getan,

in einer Nacht im Jugendwahn.

Dafür braucht's nur einen Blick.

Den tauscht man aus und ist zurück.

 

www.woerteralbum.de

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